5G-Mobilfunknetze bieten Chancen für den Klimaschutz


Der Wirtschaft kommt beim Klimawandel eine entscheidende Rolle zu, wenn Wohlstand und Gesundheit der Bevölkerung sowie der Schutz des Klima sichergestellt werden sollen. Die Digitalisierung hat beim Klimaschutz grosses Potenzial, die Planung der dafür notwendigen Telekommunikationsinfrastruktur bedarf jedoch klarer Rahmenbedingungen. Eine Studie, die swisscleantech gemeinsam mit Swisscom in Auftrag gegeben hat, zeigt, welche Beiträge leistungsfähige Mobilfunknetze für den Klimaschutz leisten können.

Über kaum eine Technologie wurde in den letzten Monaten hitziger debattiert als über den Mobilfunk. Einig sind sich jedoch alle, dass unsere offene, wissensbasierte Volkswirtschaft auf gute Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen ist.

Die über die Telekommunikationsnetze transportierte Daten nehmen laufend zu – mit Wachstumsraten von 20% und mehr pro Jahr. Man stelle sich vor, was das auf einer Strasse bedeuten würde! Der Stau auf der Datenautobahn ist also vorprogrammiert. Der wohl wichtigste Treiber im Mobilfunk ist zurzeit das Video-Streaming – sei dies für geschäftliche oder private Nutzung. Eine Abschwächung des Datenkonsums ist nicht zu erwarten, denn die nächsten datenintensiven Anwendungen wie Augmented Reality und Virtual Reality stehen in den Startlöchern. Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass eine neue effizientere Nachfolgetechnologie, welche die Kapazität für alle deutlich vergrössert, in dieser Situation leichtes Spiel hätte. Dass der neue Mobilfunkstandard 5G, wie die weiter unten vorgestellte Studie zeigt, zudem die Basis für innovative Anwendungen ist, sollte in der Diskussion eigentlich helfen. Doch weit gefehlt.

Oft wird in dieser Diskussion der Ruf nach einem 100%-Unschädlichkeitsbeweis laut. Einen solchen Beweis kann die Wissenschaft aus methodischen Gründen nie bieten, aber durchaus eine valide Abschätzung, ob das Risiko eingegangen werden kann oder nicht. Den Status der Kontroverse teilt das mobile Telefonieren aber mit vielen anderen alltäglichen Dingen wie dem Verzehr von Pommes-Frites oder der Anwendung von Deodorants.

In dieser Pattsituation lohnt es sich, den Nutzen der 5G-Technologie für das Klima genau zu analysieren. Dazu hat ein Forschungsteam um Professor Hilty von der Universität Zürich im Auftrag von swisscleantech und Swisscom eine Studie durchgeführt. Darin untersuchten die Forschenden einerseits den Energie- und Ressourcenbedarf für den Netzausbau- und betrieb und verglichen dabei die Technologien 4G und 5G. Der Schluss des Forschungsteams ist sehr deutlich: pro Gigabyte transferierter Daten ist der 5G-Standard etwa viermal energieeffizienter. Andererseits untersuchte das Forschungsteam verschiedene Anwendungsfelder, die durch den 5G-Standard gefördert würden. Ob flexibles Arbeiten, Smart Grid oder Präzisionslandwirtschaft – jedes dieser Anwendungsfelder birgt grosse Potenziale für die Energieeffizienz und den Klimaschutz. Die Einsparung an Emissionen ist mit diesen Anwendungen gemäss Studie massiv grösser als die Emissionen, die durch den Netzbau- und -betrieb entstehen. Fazit: Durch eine gezielte Nutzung der Möglichkeiten des 5G-Netzes für Anwendungen mit grossem Treibhausgas-Reduktionspotenzial lassen sich die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 in der Schweiz erheblich verringern.

In einer Gesamtbetrachtung kommt swisscleantech daher zu folgendem Schluss: Betrachtet man die technologischen Vorteile und Potenziale des 5G-Standards sowie die aktuelle wissenschaftliche Evidenz, muss der Weg für den 5G-Standard in der Schweiz geebnet werden. In seiner letzten Vorstandssitzung hat unser Wirtschaftsverband daher beschlossen, dem Unterstützungskomitee CHANCE 5G beizutreten.

 

Weiterführende Informationen:

Link zur Studie: Next generation mobile networks. Problem or opportunity for climate protection. Dr. Jan Bieser, Dr. Beatrice Salieri, Dr. Roland Hirschier, Prof. Dr. Lorenz M. Hilty. Universtiy of Zurich, Empa. Zurich, St. Gallen, October 2020.