fokuskreislaufwirtschaft: Kreislaufwirtschaft zu Ende gedacht


Wie beziehe ich den gesamten Warenfluss in mein kreislauffähiges Geschäftsmodell ein? Was bringt mir ein kreislauffähiges Produkt, wenn ich es vom Konsumenten nicht wieder zurückbekomme? Bereits bei der Konzipierung des Produkts, sollte die Logistik nicht vergessen gehen! Die fünfte Ausgabe von fokuskreislaufwirtschaft war durch rege Diskussionen geprägt.

Rund 30 Teilnehmenden diskutierten darüber bei der fünften Ausgabe von fokuskreislaufwirtschaftletzten Mittwoch im Karl der Grosse, Zürich, und stellten den eingeladenen Experten viele Fragen.

In einer Einleitung erläuterte Raphael Fasko von der Rytec AG zunächst den Begriff «Kreislaufwirtschaft» und stellte die verschiedenen Strategien und Wirtschaftsmodelle der Kreislaufwirtschaft vor. So lohne es sich besonders beim Service- bzw. Mietmodell in langlebige Produkte zu investieren. Und er betont: Die Wiederverwertung müsse bereits beim Design des Produktes mitbedacht werden.

Michael Heim und Herbert Arnold von der Schweizerischen Post zeigten, warum das Thema Kreislaufwirtschaft für die Post äusserst relevant ist. «Die Kreislaufwirtschaft besitzt ein riesiges Markt- und Wachstumspotenzial, aus logistischer Sicht. Das möchten wir angehen», so Heim. Letztendlich sei es für sie wirtschaftlich positiv, wenn sie aufgrund der Rückführung mehr Transportaufträge erhielten. Sie sehen in der Kooperation mit anderen Unternehmen auch die Chance, diese für das Thema der Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren – und somit auch als Nicht-Produktionsunternehmen ihren Teil zu leisten. Dass dies nicht immer ganz einfach ist, zeigte ein Beispiel, in dem die Post mit einem Unternehmen in Kontakt stand, um deren Geschäftsmodell um ein Mietmodell zu erweitern. Nach langen Gesprächen war der Geschäftsführer immer noch überzeugt, dass man nichts verdienen könne, wenn man nichts verkauft. So müsse man denn auch darauf achten, die Sprache des Gegenübers zu sprechen, so Heim. Den Begriff «Kreislaufwirtschaft» würden sie eher vermeiden, «reverse logistic» wirke offenbar weniger abschreckend. Letztendlich handle es sich immer noch um einen Pioniermarkt mit sehr viel Potenzial. Und die Logistik spiele dabei eine entscheidende Rolle: Denn, so Herbert Arnold: «wer die Logistik im Griff hat, hat das Business im Griff.»

Einer der Pioniere ist Peter Bartel von Circular Economy Solutions GmbH (C-ECO). Bartel stellt direkt am Anfang seines Vortrags klar: «Die Klimaziele werden nur durch eine Kreislaufwirtschaft erreicht.» Recycling allein reicht dafür nicht. Alles, was wir derzeit rezyklieren, sei strategisch nicht ausreichend relevant, weil wir keinen Markt dafür haben. Wir würden zum Beispiel Stahl erhalten, die Wirtschaft bräuchte aber viel eher Seltene Erden – und diese lassen sich nicht rezyklieren. «Wir müssen also so lange wie möglich verhindern, dass etwas rezykliert wird», so Bartel.

C-ECO, ein Spinoff von Bosch Automotive, bringt über die Servicemarke CoremanNet jährlich 3 Mio. gebrauchte Teile zurück zur Aufbereitung. Das Potenzial der Kreislaufwirtschaft für die Automobilbranche, insbesondere im Bereich Remanufacturing, sei enorm hoch, weiss Bartel. Die Technologie entwickle sich so schnell, dass viele Einzelteile von Autos heute schon gar nicht mehr produziert würden. Um nicht gleich das ganze Auto entsorgen zu müssen, wird oft auf Instandsetzung alter Teile gesetzt – mit gleicher Garantie, für weniger Geld. Mit der Produktion von Autos könne heutzutage nämlich kein Autohersteller mehr sein Geld verdienen, erläutert Bartel weiter. Leasing und Ersatzteilverkauf hingegen brächten Gewinne. 10 % der Ersatzteile würden dabei heutzutage bereits instandgesetzt. Remanufacturing fördere zudem lokale Arbeitsplätze: Statt Rohstoffe aus China zu importieren, würden nun Waren zur Instandsetzung innerhalb Europas transportiert.

So unterschiedlich die beiden Praxisbeispiele, alle drei Experten waren sich einig, dass erst die passende IT eine Kreislaufwirtschaft erst möglich macht. «Ein SAP kann keine Kreislaufwirtschaft», so Bartel. Die Software sei schlicht nicht darauf ausgerichtet, Warenströme zu erfassen, bei denen der Kunde zum Lieferanten wird, dieser nicht auf Bestellung liefert, sondern wann er will, u.s.w.

Die Teilnehmenden konnten den Referenten zwischendurch auf den Zahl fühlen und miteinander in kleinen Gruppen diskutieren.

Die obige Zusammenfassung ist – wie gesagt – kurz, im Vergleich zu dem Gehörten und Diskutierten. Wenn Sie weitere Informationen wünschen, können Sie gerne die Präsentationen (unten) herunterladen oder am nächsten Event (voraussichtlich im Mai 2020) teilnehmen.

Präsentationen