Bund unterschätzt Photovoltaik Potenzial massiv


Obschon es sich bei der Photovoltaik um eine sichere Technologie mit viel lokaler Wertschöpfung handelt, liegen die Prognosen des Bundes deutlich unter denen der allermeisten anderen Experten - inklusive ETH und Wirtschaft. Der Grund dafür ist unklar.

In einem Hintergrundbericht zur Cleantech Energiestrategie legt swisscleantech seine Überlegungen dar.

swisscleantech berechnet für das Jahr 2020 eine Solarstromproduktion von 2.6 TWh und sieht für das Jahr 2050 ein realistisches Potenzial von 22.7 TWh. Der Bund hingegen geht in seiner Energiestrategie von einer Produktion von 0.52 TWh in 2020 respektive 11.1 TWh in 2050 aus. Dies ist ein Vielfaches weniger. Ein Vergleich mit weiteren Akteuren zeigt, dass der Bund mit seinen Einschätzungen an der unteren Grenze der Bandbreite liegt und swisscleantech im oberen Mittelfeld. Der Branchenverband Swissolar rechnet 2025 mit Werten die 8 bis 10 mal höher sind. Auch die ETH und Zulieferer wie Meyer Burger oder Oerlikon Solar mit deutlich mehr.

In einem heute veröffentlichten Hintergrundbericht hat swisscleantech die seinem Potenzial zu Grunde liegenden Überlegungen und Parameter dargelegt:

  • vorhandene Gebäudefläche in der Schweiz: eine Solarstromproduktion von 22.7 TWh in 2050 entspricht  einer Gesamtfläche der Photovoltaik von 113 km2. Bereits heute weist der  schweizerische Gebäudepark eine Grundfläche von rund 400 km2 Dachflächen auf. Davon wird 1/3 als für die Photovoltaik geeignet eingestuft. Die benötigte Dachfläche ist demnach bereits heute vorhanden und stellt somit nicht den limitierenden Faktor der Solarenergie dar. Dies auch wenn Freilandflächen nur zurückhaltend für die Produktion von Solarstrom eingesetzt werden.
  • Entwicklung der Solarindustrie: Um eine Überhitzung der Solarbranche zu verhindern (Beispiel Deutschland, Spanien und Italien), setzt sich swisscleantech für ein natürliches und moderates, aber engagiertes Wachstum der Solarindustrie ein. Trotz einer jährlichen Erhöhung der Solarstromproduktion wird bei swisscleantech ein Wachstum von über 50% über mehrere Jahre ausgeschlossen.
  • Markt für die Solarenergie und vorhandene Fachkräfte: Da die Solarenergie aufgrund täglicher und saisonaler Zyklen variiert, wird das Marktpotenzial sowohl von der Nachfrage, wie auch von den Möglichkeiten der effizienten Speicherung und Verteilung bestimmt.  Zudem muss bei einem Zubau gemäss swisscleantech die Montagekapazität von 2014 bis 2018 rund vervierfacht werden.
  • Technologie- und Effizienzentwicklung: Die Photovoltaik-Industrie hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Swisscleantech geht bei Neuanlagen von einem eher konservativen Effizienzzuwachs von 64% pro m2 bis 2050 aus.
  • Speichermöglichkeiten: Aufgrund der wetter- und saisonbedingten Schwankungen der Produktion von Solarstrom stellt dessen Speicherung eine essentielle Voraussetzung für ein stabiles Stromversorgungssystems dar. Systemanalysen von swisscleantech zeigen, dass mit der Anwendung von dezentralen Kurzzeitspeichern und Pumpspeicherkraftwerken, ergänzt durch Grünstromimporte die Versorgungssicherheit insgesamt gewährleistet werden kann.