Energiewende: Rahmenbedingungen im Wettstreit


Damit die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann, ist ein umfassender Mix von Politikmassnahmen notwendig. Die Politik müsse schrittweise regulatorische Massnahmen entwickeln - dabei müsse sie eine gewisse Menge von trial and error in Kauf nehmen, so Professor Hotz-Hart von der Universität Zürich.

Artikel
von swisscleantech
08.05.2020
  • Vortrag von Prof. Beat Hotz-Hart, Universität Zürich
  • Diskussion mit Prof. Beat Hotz-Hart, Universität Zürich und Prof. Regina Betz, ZHW 

In einem spannenden Übersichtsreferat zeigte Professor Beat Hotz-Harz die wichtigsten Resultate des Nationalfondsprojektes bezüglich «Rahmenbedingungen im Wettstreit».

Wie im Vortrag erläutert wurde, ist es notwendig, die Politikmassnahmen von den Zielen her zu definieren. Damit die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen drei Zielvorgaben unter einen Hut gebracht werden:

  • Senkung des Verbrauchs / Verbesserung der Effizienz
  • Umweltverträglichkeit der Energiebereitstellung
  • Versorgungssicherheit

Damit diese Ziele erreicht werden können, ist ein umfassender Mix von Politikmassnahmen notwendig. Es sei heute nicht möglich voraus zu sagen, wie ein optimaler Mix ausgestaltet sein sollte. Deshalb müsse sich die Politik schrittweise entwickeln und auch eine gewisse Menge von trial and error in Kauf nehmen.

Wirkungsvolle Lenkungsabgaben

Grundsätzlich sind sich die Fachleute der Ökonomie jedoch einig, dass Lenkungsabgaben die effizientesten Methoden sind, um das Verhalten zu beeinflussen. Bei Lenkungsabgaben werden unerwünschte Effekte mit zusätzlichen Kosten belastet, was dazu führt, dass diese Effekte reduziert würden. Zwar sei die Preiselastizität, d.h. die Art und Weise wie Konsumenten auf Kostensteigerungen reagieren und zum Beispiel bei einer CO2-Abgabe die Menge der Brennstoffe reduzieren, leider relativ gering. Trotzdem sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis von allen Massnahmen das Beste. Dabei waren sich beide Experten darin einig, dass längerfristig alle Emittenten mit einem CO2-Preis besteuert werden müssten. Dies gelte insbesondere auch für den Verkehr, der im Moment noch vollständig von Lenkungsabgaben ausgenommen sei.

Professor Betz führte aus, dass die reine Preiselastizität nicht der einzige Effekt sei, den es bei Lenkungsabgaben zu beachten gelte. Das liesse sich gerade anhand des Autoverkehrs sehr gut diskutieren. Klassische Preiselastizität würde bedeuten, dass die Menge der gefahrenen Kilometer in Abhängigkeit des Benzinpreises abnehmen würde. Nun stünde jedoch mit Elektrofahrzeugen eine wesentlich emissionsärmere Alternative zur Verfügung. Eine Lenkungsabgaben könne die Alternative kooperativ vergünstigten. Dies könne zu einer deutlich höheren Lenkungswirkung führen.

Wettbewerbsvorteile durch Innovation

Deshalb sei Innovation für den Kampf gegen die Klimakrise entscheidend. Klare und strenge Rahmenbedingungen könnten neue Innovationen auslösen und damit der Schweizer Wirtschaft einen entscheidenden Konkurrenzvorteil beschaffen.

Man werde jedoch nicht darum herumkommen, Lenkungsabgaben auch mit weiteren Massnahmen zu ergänzen. Beispielsweise sei nicht davon auszugehen, dass alleine durch Lenkungsabgaben ein nachhaltiger und stabiler Versorgungsmix in der Stromversorgung entstehen würde. Deshalb seien geeignete Fördermassnahmen notwendig. Diese müssten jedoch ökonomisch regelmässig optimiert werden. Ergänzend seien polizeiliche Sanktionen und Massnahmen zur Information der Bevölkerung notwendig.

Wie Frau Professor Betz in der Diskussion ausführte, ist der Weg zur Zielerreichung noch weit. Es ist davon auszugehen, dass die heute beschlossenen Massnahmen nicht ausreichen werden.

Abschliessend beleuchtete Professor Hotz-Harz die Bedeutung der internationalen Kooperation. Ohne eine stabile und freundschaftliche Integration innerhalb von Europa wäre es deutlich schwieriger und teurer, die Ziele zu erreichen.

Nächstes Webinar der Serie «Forschung für die Schweizer Energiezukunft» findet am 14. Mai, 16:30 Uhr statt zum Thema «Mobilität der Zukunft». Mehr Infos

Präsentation zum Download

«Rahmenbedingungen im Wettstreit», Professor Beat Hotz-Hart, Universität Zürich