E-Mobilität als Treiber – doch es braucht mehr.

Was für ein Jahr! 13.3% neuzugelassene, reine Elektrofahrzeuge 2021. Es passiert viel, doch es braucht mehr: Ladeinfrastruktur, «grüne» Treibstoffe für den Gütertransport, verursachergerechte Mobilitätskosten, Rahmenbedingungen für nachhaltigen Verkehr nach dem Nein zum CO2-Gesetz. Wie der Strassenverkehr nachhaltig wird.

 
Fotografie: Sam Poullain

Die Dekarbonisierung des Verkehrs ist eines der wichtigen Ziele von swisscleantech und in der Agenda 2030 fest verankert. Der Strassenverkehr verursacht rund einen Drittel der CO2-Emissionen der Schweiz. Diese Emissionen müssen, neben anderen Verursacherquellen wie dem Flugverkehr, drastisch reduziert werden, um das Netto-Null-Ziel im vorgegebenen Zeitrahmen zu erreichen.

Mobilität und Klima bei swisscleantech

Der enge Zusammenhang zwischen wachsender Mobilität und negativen Klimafolgen ist nicht neu – auch nicht bei swisscleantech, wo das Thema seit Gründung eine wichtige Rolle spielt. Und doch kam dem Thema 2021 eine neue Bedeutung zu, durften wir doch mit Berko Sierau einen ausgewiesenen Mobilitätsexperten im Team begrüssen, der seither das Dossier dezidiert verantwortet.

E-Mobilität als Treiber

Gemessen an der Zahl emissionsarmer Fahrzeuge stand 2021 grundsätzlich unter einem guten Stern, denn die E-Mobilität nahm und nimmt gehörig an Fahrt auf und ist eindeutig der Treiber für eine nachhaltige Mobilität. Der Anteil an Neuzulassungen von Steckerfahrzeuge verzeichnet ein rasantes Wachstum, und auch swisscleantech macht sich dafür stark, dass es so weitergeht. Optimistisch stimmt auch die Entwicklung bei schweren Güterfahrzeugen, wo E-Lkws und Wasserstoff-getriebene Fahrzeuge mit Null-Emissionen vermehrt ihren Weg in die Praxis auf der Strasse finden.

Jedoch gibt es in beiden Segmenten, dem motorisierten Individualverkehr (MIV) wie auch dem Güterverkehr, einen Aspekt, der die positiven Entwicklungen ausbremst: Die fehlende Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. „Das Recht auf Laden“ für Mieter*innen und Stockwerkseigentümer*innen ist ein Punkt, den swisscleantech in seiner Eingabe zur Roadmap E-Mobilität 2025 unterstützte, ebenso die Förderung von Ladestationen an geeigneten Plätzen der öffentlichen Nutzung.

Die Interessen unserer Mitglieder aus der Güterlogistik wird im Jahr 2022 eine wesentliche Rolle spielen: In diesem Bereich konnten wir neue, wichtige Partner gewinnen, mit welchen wir uns für eine Schärfung der politischen Rahmenbedingungen für eine gelungene grüne Logistik einsetzen werden.

Die Mobilität ganzheitlich betrachten

Die erfreuliche Zunahme an E-Mobilität bringt jedoch negative Ausprägungen im öffentlichen Verkehr und in der übergeordneten Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur mit sich: Bis heute konnten Akteure aus dem öffentlichen Verkehr den grossen ökologischen Vorsprung ins Feld führen und damit eine zusätzliche Finanzierung rechtfertigen. Dieser Vorsprung reduziert sich durch die Zunahme der Elektromobilität – allerdings nur teilweise. Für eine nachhaltige Mobilität ist eine Verschiebung des Modalsplits zu Lasten des öffentlichen Verkehrs jedoch fatal.

Hinsichtlich des – im Vergleich zum Individualverkehr – schwindenden Umweltvorteils des öffentlichen Verkehrs muss dessen weiterhin massiv bessere Flächeneffizienz betont werden: Unter dieser ganzheitlichen Betrachtung bleibt deutlich, wie viel nachhaltiger der öffentliche Verkehr bleibt – eine Reduktion des öffentlichen Verkehrs würde insbesondere in Stosszeiten zu einer massiven Zunahme von Staus führen. Darunter würde, neben dem motorisierten Individualverkehr, auch die Logistik leiden. Flächeneffizienz ist aber im aktuellen öffentlichen Diskurs zum Verkehr kaum Thema – obwohl genau dieser Aspekt neues Licht auf eine verursachergerechte Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur wirft.

swisscleantech arbeitet deshalb im Interesse aller Verkehrsteilnehmer*innen weiter daran, Flächeneffizienz als Faktor einer nachhaltigen Mobilität zu berücksichtigen und zu kommunizieren. Eine Dialogplattform mit sämtlichen relevanten Stakeholdern soll deshalb in einem ersten Schritt eine ganzheitliche Mobilitätbetrachtung diskutieren und verankern.

Die Monetarisierung der Flächeneffizienz kann einen grossen Beitrag leisten, um Kostenwahrheit im Verkehr sicherzustellen. Darüber hinaus arbeitet swisscleantech aber auch an Lösungen zu einem integralen Mobility Pricing, die bereits durch ein gemeinsames Projekt mit der ETH, über Vernehmlassungsantworten und dank Pilotprojekten Fahrt aufgenommen haben.

Ein Beitrag aus dem Jahresbericht
Zum Jahresbericht 2021