Biodiversität ­unter Druck

Über die Balance zwischen Schutz der Biodiversität und Nutzen für Gesellschaft und Wirtschaft

Im Vergleich zur Klimapolitik ist der Bevölkerung und Wirtschaft noch zu wenig bewusst, wie gross der Handlungsbedarf bei der Biodiversität ist. Umso wichtiger ist es, dass auch die Wirtschaft den Wert eines intakten Ökosystems anerkennt. Aus diesem Grund hat sich swisscleantech im Parlament in diversen Vorlagen wie etwa beim indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative dafür eingesetzt, dass das Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Biodiversität und dem Nutzen beispielsweise für die Stromproduktion eingehalten wird. Das war unter anderen beim Mantelerlass für eine sichere Stromversorgung wichtig, damit die Vorlage in der Schlussabstimmung im Parlament mit einer deutlichen Mehrheit in beiden Kammern angenommen wurde.

Die Zahlen zum Stand der Biodiversität sprechen eine deutliche Sprache: Weltweit sind rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. In der Schweiz sind rund die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel aller Arten gefährdet. Umso wichtiger ist es, dass swisscleantech als branchenübergreifende Stimme der klimatauglichen Wirtschaft den Wert eines intakten Ökosystems vertritt. Denn viele Branchen sind direkt von der Biodiversität abhängig, allen voran die Schweizer Landwirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie aber auch der Tourismus oder die Chemieindustrie.

Wie der Bundesrat in seiner Botschaft zur Biodiversitätsinitiative und zum indirekten Gegenvorschlag bereits 2022 aufgezeigte, liegt allein der Wert der Bestäubung durch Bienen als Ökosystemleistung bei etwa 350 Millionen Franken pro Jahr. Umso unverständlicher ist es, dass gerade die Bäuer*innen an vorderster Front gegen einen zielführenden indirekten Gegenvorschlag kämpften.

swisscleantech hat sich im vergangenen Jahr mitunter über Schreiben an die Parlamentarier*innen gemeinsam mit anderen Verbänden dafür eingesetzt, dass sich nach dem Nationalrat auch die kleine Kammer zu einem solchen Gegenvorschlag bekennt. Leider waren die Bemühungen chancenlos und der Ständerat hat sich auch in einer zweiten Beratung erneut gegen einen Gegenvorschlag ausgesprochen. Das ist enttäuschend und schwer nachvollziehbar, da die Vorlage in der parlamentarischen Beratung deutlich entschlackt wurde und speziell für die Landwirtschaft keine einschneidenden Massnahmen vorsah. Damit wird die Volksinitiative 2024 ohne indirekten Gegenvorschlag vors Volk kommen.

swisscleantech hat stets darauf hingewiesen, dass es ein Gleichgewicht braucht zwischen der Art, wie wir die Umwelt – beispielsweise für den Ausbau der erneuerbaren Energien – nutzen und zwischen den Massnahmen, um unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Dieses Gleichgewicht von Schutz und Nutzen nehmen wir ernst und haben wir während den Beratungen des Mantelerlasses für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien als wichtiges Argument im Parlament eingebracht. Nur so konnte verhindert werden, dass bei der Nutzung von Restwassermengen bei Wasserkraftwerken unverhältnismässige Eingriffe in die Biodiversität zugelassen werden. Ein wichtiger Erfolg zugunsten einer nachhaltigen Wirtschaft.

Michael Mandl
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