
Die verabschiedete Stromreserve des Parlaments beruht auf verschiedenen Elementen: Wasserkraftreserve, Verbrauchsreserve, Notstromgruppen und – als letzte Option – neuen thermischen Kraftwerken. swisscleantech hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass vor allem bestehende Infrastrukturen genutzt werden, um die Kosten der Reserve tief zu halten. Die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Strommangellage ist zwar gering. Trotzdem muss sie ernst genommen werden, denn die Kosten eines Blackouts wären sehr hoch. Nichtsdestotrotz muss berücksichtigt werden, dass die Kosten für die Bereitstellung einer Stromreserve über den Strompreis finanziert werden. Dies wird durch alle Stromverbraucher getragen, auch wenn die Reserve nie gebraucht wird. Kosteneffizienz war daher bei den Beratungen im Parlament zentral.
Bewährte Wasserkraftreserve
Die Wasserkraftreserve ist ein etabliertes Instrument, welches bereits im Krisenwinter 2022/23 das erste Mal eingesetzt wurde. Dabei werden Stromproduzenten mit Speicherkraftwerken verpflichtet, eine bestimmte Energiemenge bis zum Ende des Winters in den Speicherseen zu belassen, um sie für eine mögliche Mangellage nutzen zu können. Die Stromversorger erhalten für dieses Zurückhalten eine Entschädigung. Das Parlament hat die bewährte Wasserkraftreserve gestärkt, indem es die Teilnahme für alle grossen Speicherbetreiber verpflichtend machte.
Verbrauchsreserve als tragende Säule
Ein weiteres wichtiges Element, das mit dieser Vorlage neu eingeführt wird, ist die sogenannte Verbrauchsreserve: Unternehmen reduzieren im Fall einer Mangellage ihren Stromverbrauch und erhalten dafür eine Entschädigung. Diese flexible Lösung nutzt vorhandene Potenziale, ist wirtschaftlich sinnvoll und verhindert CO₂-intensive Neubauten. Während der parlamentarischen Debatte wurde dieser marktnahe Ansatz weiterentwickelt und gestärkt, sodass er künftig eine tragende Rolle spielen kann. Ein weiterer Erfolg von swisscleantech, dessen Wirkung aber vor allem von einer attraktiven Umsetzung für die Unternehmen abhängt. Dafür werden wir uns einsetzen.
Notstromgruppen besser nutzen
Auch das Potenzial der zahlreichen bestehenden und zukünftigen Notstromgruppen soll nach dem Willen des Parlaments stärker genutzt werden. Erste umfassende Tests haben gezeigt, dass aggregierte Notstromgruppen zuverlässig und kostengünstig Strom in Notlagen zur Verfügung stellen können. Leider wurde auf eine subsidiäre Verpflichtung an der Reserve verzichtet, weshalb das maximale Potenzial voraussichtlich nicht ausgeschöpft wird. Um so mehr wird es auch hier darauf ankommen, die Bedingungen für die freiwillige Teilnahme an der Reserve in der Praxis möglichst attraktiv auszugestalten.
Neue Kraftwerke als Ultima Ratio
Mit diesen Entscheiden hat das Parlament klar gemacht: Neue thermische Grosskraftwerke sollen nur dann gebaut werden, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Dies entspricht dem Prinzip der Subsidiarität und dient der Kostenminimierung. In der Summe liefern Notstromgruppen, Verbrauchsreserve und die Wasserkraftreserve mehr als genügend Kapazität, um die Versorgungssicherheit der Schweiz auch im Notfall sicherzustellen. Neue Grosskraftwerke sind überflüssig. swisscleantech wird dem Bundesrat bei der Umsetzung dieser Prämisse genau auf die Finger schauen.
Erfreuliches Fazit für die klimataugliche Wirtschaft
Mit der Verabschiedung der Stromreserve schafft das Parlament Planungs- und Investitionssicherheit für Wirtschaft und Industrie. Die Gesetzgebung setzt auf eine intelligente Nutzung vorhandener Ressourcen und auf marktwirtschaftliche Anreize. Die Stromreserve ist damit nicht nur eine Absicherung gegen Knappheit, sondern auch ein Zeichen für eine wirtschaftlich wie ökologisch verantwortungsvolle Energiepolitik im Sinne der klimatauglichen Wirtschaft.