CO2-Entfernung – das Wichtigste in Kürze


Damit der Klimawandel gestoppt werden kann, müssen die welt­weiten Treibhausgasemissionen auf netto null gesenkt werden. In der Schweiz soll dies bis 2050 geschehen. Die verbleibenden Emissionen, die nicht eliminiert werden können, müssen mittels CO2-­Entfernung aus der Atmosphäre entfernt werden.

Publikation
von Die Schweizerische Post & swisscleantech
02.05.2024

Bei der CO -Entfernung (Engl. Carbon Dioxide Removal (CDR) – oft auch Negativemissions­ technologien (NET)) wird CO2 aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft im Untergrund, im Boden, in Ozeanen oder in Produkten gespeichert. Damit vermindern sie den CO2-Gehalt der Atmosphäre.

Emissions-Kompensationen zählen nicht zur CO2-Entfernung:

Klassische Kompensationen sind Projekte, in denen der CO2-Ausstoss an einer anderen Quelle vermindert bzw. verhindert wird. Kompensationen reichen zur Erreichung des Netto-Null­-Zieles nicht aus, da immer Restemissionen übrigbleiben.

Ein neuer globaler Milliarden-Markt entsteht

Momentan steckt der Markt für CO2­-Entfernung noch in den Kinderschuhen. Es braucht ein exponentielles Wachstum, damit die benötigten Kapazitäten rechtzeitig zur Verfügung stehen werden.1

Je nach Methode und Anbieter bezahlt man heute für eine Tonne entferntes CO2 100 bis über 1000 Dollar – deutlich mehr als bei konventionellen Kompensations­zertifikaten. Bei einem langfristigen Preis von durchschnittlich 200 USD/t CO2 entspräche dies einem Umsatz von 1300 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Welche Rolle spielen Unternehmen im Markt für CO2-Entfernung?

  1. Bei schwer vermeidbaren Emissionen verhilft nur CO2­-Entfernung zu netto null.
  2. Qualitativ hochwertige Entfernungsprojekte halten Reputationsrisiken klein.
  3. Eine Firma kann sogar beschliessen, netto negativ zu werden und so die Emissionen aus der Vergangenheit zu entfernen.

Wie kann das Engagement eines Unternehmens aussehen?

Damit die Skalierung von CO2­-Entfernung gelingt, müssen auch die Preise sinken. Dazu braucht es mehr Kunden und grössere Investitionssicherheit für die Anbieter. Private Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag sowohl als Anbieter als auch als Abnehmer von CO2­-Entfernung.

Wo CO2 aus Biomasse in der Produktion anfällt, kann dies künftig abgeschieden, gespeichert und die Zertifikate dafür verkauft werden. Es können aber auch unabhängig vom Geschäftsmodell eigene Projekte aufgebaut werden. Wer Zertifikate kauft, tut dies heute meist mithilfe externer Beratung oder schliesst sich einem der bestehenden Käufer­klubs an (NextGen, Frontier).

Wie Firmen sich bereits heute für NET engagieren2

«Bis 2030 werden die bisherigen CO2-Vermeidungszertifikate schrittweise durch CO2-Entfernungszertifikate ersetzt, finanziert mittels eines internen CO2-Preises. Die Zertifikate bezieht Swiss Re von strategischen Partnern via langfristige Abnahmeverträge, oder vom Käuferklub NextGen, welcher von Swiss Re mitgegründet wurde.»

«Mit dem Ziel des Aufbaus eines Neutralisationsportfolios wurde im August 2022 die Post CDR AG gegründet. Die Post hat sich für eine ‹MakeStrategie› mit vorläufigem Fokus auf Nature Based Solutions (NBS) entschieden (…). Gleichzeitig nimmt die Post auch technologiebasierte CDR-Lösungen im Portfolio auf, um deren Entwicklung und Verbreitung – insbesondere auch in der Schweiz – zu fördern.»

«(…) Darüber hinaus neutralisieren wir aktuell und zukünftig unsere verbleibenden Emissionen (…). Ab 2030 wechseln wir zu 100% ‹carbon removal›-Projekten und haben dafür in der Schweiz bereits einen Dienstleistungsvertrag mit Climeworks unterzeichnet, mit dem wir bereits bis 2030 Emissionen aus der Atmosphäre entfernen lassen.»

Die wichtigsten Methoden

CO2-­Entfernung besteht aus den Schrit­ten Abscheidung aus der Luft, Ver­arbeitung, Transport und Lagerung. Für alle Schritte sind heute technische Lösungen vorhanden, es bestehen aber auch Herausforderungen. In der Schweiz sind die Möglichkeiten für die Lagerung von CO2 begrenzt. Darum ist die Zusammenarbeit mit dem Aus­land wichtig.

Vier wichtige Schritte für die Zukunft

Regulatorische Hürden vermindern

  • Die regulatorischen Anforderungen müssen geklärt werden. Es braucht klare, international abgestimmte Qualitätsanforderungen über die ganze Produktionskette.

Förderung der heimischen CO2-Entfernungswirtschaft auf zwei Schwerpunkten

  • Naturbasierte Lösungen aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung wie Pflanzenkohle oder langlebige holzbasierte Produkte.
  • Abfallverbrennung und Zementproduktion sind wichtige Punktquellen für CO2. Dieses CO2 abzusondern und zu lagern, erzeugt dank des biogenen Brennstoffanteils negative Emissionen und fördert die notwendige Infrastruktur für die CO2­-Entfernung.

Anbindung an die internationale Transport- und Speicherinfrastruktur

  • Dazu sind konkrete Projekte wie auch inter­nationale Abkommen und klare Regelungen zur Anrechenbarkeit notwendig.

Anreize für die Wirtschaft schaffen: Einführung des Verursacherprinzips

  • Der CO2­-Preis muss die externen Kosten widerspiegeln.
  • CO2­-Entfernung muss im Emissionshandel anrechenbar werden.

1 2050: Berechnungen gemäss IPCC 1.5 Grad Szenario, 2021: vgl. cdr.fy

2 Alle aufgeführten Unternehmen haben Netto­-Null-Ziele sowie Zwischenziele und entfernen lediglich die schwer verhinderbaren Restemissionen mit CO2-Entfernung – die genannten Partner/Unternehmen werden hiermit nicht beworben.

3 Carbon Capture & Storage

4 vgl. cdr.fy. Die Datenlage ist aktuell jedoch noch ungenügend und die Spannbreite der Kosten entsprechend hoch.