Fehleranfällige Modell-Diskussionen zur Stromversorgung


In den letzten Tagen hat sich aufgrund des neuen «Power Switchers» der Axpo eine kontroverse Diskussion in den Medien entfacht. Diese öffentliche Auseinandersetzung ist grundsätzlich zu begrüssen, weil die technologischen Grundlagen unserer Stromversorgung entscheidend für die Erreichung der Dekarbonisierung sind. Nur verliert sich der Diskurs aber in einer emotionalen Schwarz-Weiss-Darstellung und es werden viele Fehlüberlegungen gemacht, die uns auf dem Weg zu einer zukünftigen, sicheren Stromversorgung nicht weiterbringen. swisscleantech ordnet ein.

Fotografie: Patrick Federi

Die Idee der Axpo, verschiedene Modelle einer zukünftigen Stromversorgung vergleichbar zu machen ist begrüssenswert, kann aber auch zu Fehlüberlegungen führen. Die Kernkraftwerksdiskussion, welche die Neue Zürcher Zeitung mit ihrem Beitrag vom 21. November ausgelöst hat, führt uns beispielsweise nicht weiter. Es ist falsch, sich auf die ausschliesslich auf die Kostenfrage zu beschränken. Mit dem eingeschränkten Fokus auf die Kosten kann man zeigen, dass sowohl ein rein erneuerbares Energiesystem wie auch ein System mit Kernkraftwerken umsetzbar sind. Je nach Annahmen sind die Unterschiede bezüglich Kosten vermutlich nicht einmal so dramatisch.

Beide Stossrichtungen haben ihre Herausforderungen

Das erneuerbare Stromversorgungssystem muss die Flexibilitäts- und Speicherfrage lösen. Wenn es gelingt, in Europa eine ausbalancierte Kombination von Solarenergie, Wind und Wasserkraft mit flexibler Nachfrage und einem ausreichenden Netz zur Verfügung zu stellen, ist diese Herausforderung lösbar. Das zeigt eine ausreichende Anzahl an Studien. Das System mit Kernkraftwerken krankt vor allem an den ungelösten Versorgungsproblemen mit Kernbrennstoffen und deren Entsorgung. Diese Fragen lassen sich nicht auf die Schnelle lösen.

Trotz dieser Herausforderungen sind beide Wege theoretisch denkbar und wahrscheinlich auch bezahlbar. Darum ist es wichtig, ethische Aspekte mitzuberücksichtigen. Stand heute ist klar:

  • Es gibt keinen zwingenden Grund dafür, aktuell neue Kernkraftwerke in der Schweiz zu bauen.
  • Neue Kernkraftwerke würden auch nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen.

Deshalb wiegen die ungelösten Versorgungs- und Entsorgungsprobleme besonders schwer. In der Forschung wird daran gearbeitet, diese Probleme zu lösen –  Zuwarten ist aber falsch.

Jetzt den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben

Also ist der richtige Schritt, jetzt beim Ausbau der erneuerbaren Energie wie Solar und Wind, bei der Energieeffizienz, der Speicherung und der Flexibilität vorwärtszumachen. Sind die Fragen der Versorgung und der Entsorgung der Kernkraftwerke geklärt, muss sich zeigen, ob sich diese in das zukünftige Stromsystem einpassen lassen. Heute diese Diskussion zu führen ist unsinnig, weil zu viele Variablen unbekannt sind. Unter dem Strich bleibt: Auf dem erneuerbaren Weg sind die Lösungen eigentlich bekannt. Umso mehr gilt: Go for it!