Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung nach der COVID-19-Krise


Die COVID-19-Krise hat die ökologischen und sozialen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung teilweise aus der öffentlichen Diskussion verdrängt. Doch eher früher als später werden diese Themen, die längerfristig mindestens so fundamental sind, wieder an die Oberfläche drängen.

Denn: genauso wie die COVID-19-Pandemie, verlangen auch die sich anbahnenden globalen Krisen, wie beispielsweise der Verlust an Biodiversität oder die Klimakrise, dass die Volkswirtschaften widerstandsfähiger werden und rechtzeitig vorsorgen. Klimataugliches Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung werden zur Notwendigkeit.

Anders als bei der COVID-19-Pandemie sind die Auswirkungen der Klimakrise schleichend. Bei beiden Gefahren müssen Massnahmen primär lokal ergriffen werden, doch für den Erfolg braucht es die globale Zusammenarbeit. Denn auch Klimaschutz macht an keiner Landesgrenze Halt.Internationale Institutionen müssen zwingend gestärkt werden, damit rechtzeitiges Handeln möglich bleibt. Bereits bis 2030 müssen entscheidende Massnahmen weltweit umgesetzt sein, wenn wir Notfallszenarien wie die jetzigen vermeiden wollen.

Märkte sind gut geeignet, um wirtschaftliche Effizienz zu schaffen. Sie sind jedoch nicht geeignet, Widerstandsfähigkeit («Resilienz») gegen gesellschaftliche Schocks zu schaffen. Für die Krisenbewältigung braucht es beides: politische Rahmenbedingungen, die Massnahmen zur Resilienz einfordern und den Markt, der diese effizient umsetzt.

Eine resiliente Wirtschaft fördern

Die COVID-19-Krisewird zu einer spürbaren Rezession führen. Diese Aussichten werden politische Akteure dazu bewegen, Konjunkturprogramme zu verlangen. swisscleantech und öbu beurteilen Programme, die öffentliche Investitionen und den Konsum steigern, eher skeptisch: Konjunkturprogramme wirken oft im falschen Moment, der Spielraum für Konjunkturpolitik ist in der Schweiz begrenzt und sie beschränkt sich oft auf bekannte Lösungen, womit Innovation eher behindert statt gefördert wird.

Aus diesem Grund befürworten öbu und swisscleantech statt eines Konjunkturprogrammes eher die Verstärkung derjenigen Massnahmen, welche in der Schweiz eine zukunftsfähige Wirtschaft fördern. Dazu gehört auch, dass bereits laufende oder beschlossene Massnahmen für eine nachhaltige, klimataugliche Wirtschaft nicht aufgeschoben oder gar aufgehoben werden. Folgende konkrete wirtschaftliche Aspekte sind zudem wichtig:

  1. Stärkung der Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Lieferketten. Dank Innovation und guten Rahmenbedingungen können die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Lieferketten gestärkt werden. Lokal verfügbare Produkte und Rohstoffe mit kürzeren Lieferketten steigern die Resilienz des Wirtschaftssystems und reduzieren Abhängigkeiten. Dies fördert die lokale und regionale Wirtschaft, reduziert den CO2-Ausstoss und den gesamten Rohstoffverbrauch. Wächst der Anteil der Kreislaufwirtschaft, stärkt dies lokale gegenüber globalen Lieferketten und führt zu einer Re-Industrialisierung, bei der Produktionsstandorte in Europa und in der Schweiz gestärkt werden. Dies ist besonders für systemkritische Grundmaterialien und Komponenten wichtig.
  2. Förderung der Produktion erneuerbarer Energien und der Effizienz. Die Förderung der erneuerbaren Energien stärkt die lokale Resilienz. Zwar ist die Schweiz bei der Stromversorgung kurzfristig weitgehend autonom, doch die gesamte Energieversorgung basiert nach wie vor zu mehr als zwei Dritteln auf fossilen Brenn- und Treibstoffen, bei denen die Schweiz zu 100% von Importen abhängt. Wichtig sind daher neue Produktionsanlagen, eigene Speicherkapazitäten, verlässliche Partnerschaften mit Nachbarn und Gebäudesanierungen – insbesondere behördeneigene.
  3. Verhinderung unwirtschaftlicher Investitionen («stranded assets»). Alle Konjunkturmassnahmen sollten darauf geprüft werden, ob sie die Anforderungen an eine klimaneutrale nachhaltige Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens erfüllen. Im Rahmen der Wirtschaftshilfe dürfen keine Infrastrukturen geschaffen werden, welche die Abhängigkeit zukünftiger Generationen von fossilen Brenn- und Treibstoffen verstärken.
  4. Geeignete Massnahmen für einen zukunftsorientierten Strukturwandel. Bund, Kantone und private Unternehmen fördern bereits heute mit Blick auf ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele diesen Strukturwandel. Massnahmen, um die Konjunktur zu stabilisieren, sollten mit diesen Strukturreformen verknüpft werden.

Die aufgrund der COVID-19-Krise zu erwartende Rezession wird die Schweiz – wie alle anderen Länder auch – vor grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen stellen. öbu und swisscleantech rufen deshalb die Behörden und die Wirtschaft dazu auf, sich auch für Massnahmen im internationalen Umfeld einzusetzen. Gute nationale und internationale Partnerschaften, die auch in schwierigen Zeiten gepflegt werden, tragen wesentlich zur Resilienz des ganzen Systems bei. Nur gemeinsam kann die Entwicklung einer nachhaltigen schweizerischen Volkswirtschaft beschleunigt werden und die Schweiz aus der COVID-19-Krise gestärkt hervorgehen.

 

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