Der Uno-Weltklimarat prognostiziert Zunahme von Extremereignissen – warum es zur Lösung auch die Wirtschaft braucht


In seinem neusten Berichtsbeitrag verdeutlicht der Weltklimarat IPCC, dass Extremereignisse weiter zunehmen werden. Diese werden in Zukunft zwar auch auf regionaler Ebene besser vorausgesagt werden – zur Bewältigung der Klimakrise reicht dies jedoch nicht. Entschiedenes Handeln ist gefordert, wenn wir die schlimmsten Auswirkungen verhindern wollen. Dazu kann neben Wissenschaft und Politik auch die Wirtschaft beitragen.

Fotografie: Annie Sprat
Artikel
von swisscleantech
09.08.2021

«Die dramatischen Folgen des Klimawandels spielen sich auf den Titelseiten der heutigen Zeitungen ab. […] Als Bürger*innen, als Unternehmen und als Regierungen wissen wir um dieses Drama, wir haben davon gehört und gelesen in den Nachrichten. Die wissenschaftliche Aussage liegt also vor unseren Augen und natürlich bietet dieser hervorragende Bericht Vorhersagen dazu, was passiert, wenn wir nichts unternehmen – oder was passiert, wenn wir aktiv werden, was ein sehr positives Resultat sein wird. Die Macht liegt in unseren Händen.»

Inger Andersen
Under-Secretary-General of the United Nations and Executive Director of the UN Environment Programme (UNEP)
anlässlich der Pressekonferenz zur Präsentation des Beitrags der Arbeitsgruppe zu Naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels des 6. Assessment Report des IPCC

 

Heute, am 6. August 2021 präsentierte der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) den Beitrag der Arbeitsgruppe zu Naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz. Dieser Beitrag bildet einen Teil des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts (AR6), der durch ein Team von 234 Autoren*innen erarbeitet wurde und durch eine Gruppe von mehr als 50’000 Wissenschaftler*innen und Regierungsvertreter*innen konsolidiert wurde. Er beschreibt in noch grösserer Detailschärfe, was wir bereits wissen: der Klimawandel findet statt und wird zur grossen Herausforderung für die Menschheit.

Klare Zunahme von Extremereignissen: Heftige Hitzewellen und Überschwemmungen
Im Vergleich zum Bericht der letzten Arbeitsgruppe hat sich vor allem die Gewissheit verdichtet, dass der Klimawandel zu einer starken Zunahme von Extremereignissen führen wird. Eine kumulative Analyse ergibt, dass 90 Prozent aller Regionen mit heftigen Hitzewellen und gut die Hälfte mit einer Zunahme von Überschwemmungen rechnen müssen. Selbst wenn es gelingt, den Klimawandel auf unter 2 Grad zu begrenzen, ist davon auszugehen, dass beispielsweise 50-Jahr-Extreme bezüglich Temperatur 14-mal häufiger auftreten und um 2.7 Grad heisser sein werden. Überflutungen könnten 1,7-mal so oft stattfinden und 14 Prozent heftiger ausfallen. Gerade für die Mittelmeerregion sind die zu erwartenden Effekte erheblich und werden auch die Schweiz direkt betreffen. So nähme beispielsweise die Regenmenge in Spanien bei einer Temperaturerhöhung von 2 Grad um rund 20 Prozent ab, was mit entsprechenden Ernteeinbussen erhebliche Auswirkungen auf die Schweizer Lebensmittelversorgunghaben dürfte.

Genauere Vorhersagen von Extremereignissen sind auch keine Lösung – warum es neben Wissenschaft und Politik auch die Wirtschaft braucht
Der Blick zurück zeigt aber auch, dass der Bericht wenig Neues enthält; der mittlere Temperaturanstieg wurde beispielsweise bereits in den achtziger Jahren durch Erdölkonzern Exxon richtig vorausgesagt. Auch die Zunahme extremer Ereignisse werden seit mindestens zehn Jahren prognostiziert. Relativ neu ist eine deutliche Steigerung des Vertrauens in die gemachten Voraussagen. So gelingt es denn auch dank dem Bericht, solche klimatischen Extremereignisse auch regional voraussagen zu können.

Aber: Immer genauere Voraussagen über die Auswirkungen des Klimawandels werden uns nicht helfen, das eigentliche Problem zu lösen. Wie kommen wir also vom blossen Beobachten zum Handeln? Noch keine zwei Monate ist es her, seit das Schweizer Stimmvolk das CO2-Gesetz abgelehnt hat. swisscleantech wird öfter gefragt, ob nach den extremen Wettereignissen dieses Schweizer Sommers das CO2-Gesetz heute wohl angenommen würde. Vielleicht wäre es möglich gewesen, die fehlenden 1.6% zu überzeugen. Aber zu dem notwendigen, soliden Konsens für engagiertes Handeln bleibt noch ein langer Weg. Gerade die im Nachgang zur Abstimmung durchgeführte Vox-Analyse zeigt auf, dass die Skepsis gegenüber Behörden und gegenüber der Wissenschaft wesentlich zur Ablehnung des CO2-Gesetzes beigetragen hat. An dieser Ausgangslage wird auch die zunehmende Genauigkeit der wissenschaftlichen Voraussagen nicht ändern.

Hier kann die Wirtschaft entscheidend zur Diskussion beitragen: Ein weiterer wesentlicher Grund für die Ablehnung des CO2-Gesetzes war die Angst, dass verstärkte Anstrengungen gegen die Klimakrise kurzfristig zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen könnten. Es ist deshalb wichtig, dass die Wirtschaft dieser unbegründeten Angst entgegentritt: Es gibt keinen Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und einer gesunden Wirtschaft. Ganz im Gegenteil, eine profitable Wirtschaft mit gesicherten Arbeitsplätzen ist ohne gesundes Klima nicht denkbar. Deshalb vereint swisscleantech klimabewusste Unternehmen. Gemeinsam bewegen wir Politik und Gesellschaft für eine CO2-neutrale Schweiz.