CO2-Entfernung – unverzichtbar für unsere Klimaziele


Der Klimawandel kann nur gestoppt werden, wenn die Welt bezüglich CO2-Emissionen bis 2050 eine ausgeglichene Bilanz aufweist. Dies bedeutet, dass gleich viel CO2 wieder aus der Atmosphäre entnommen werden muss, wie im gleichen Jahr emittiert wurde. Weil es trotz grosser Anstrengungen in der Reduktion auch in Zukunft Bereiche geben wird, in denen Emissionen unvermeidbar sind, und weil aktuell die Reduktionsbemühungen nicht schnell genug vorgenommen werden, um unterhalb einer globalen Erwärmung von 1.5 °C zu bleiben, werden Projekte zur CO2-Entfernung (engl. CDR, Carbon Dioxide Removal) für den Klimaschutz in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Dieses White Paper befasst sich mit diesen Technologien und der Rolle für Schweizer Unternehmen in der Umsetzung.

Fotografie: Anthony Cantin
Publikation
von Dr. Cyril Brunner, Lara Theiler, Dr. Christian Zeyer
12.07.2023

Bei der CO2-Entfernung – oft auch Negativemission genannt – wird CO2 aus der Atmosphäre entfernt und der Kohlenstoff anschliessend dauerhaft gelagert. Die Entfernung aus der Atmosphäre kann entweder über biologische oder über technische Prozesse geschehen. Die Lagerung kann in der Form von festem Kohlenstoff (Pflanzenkohle, Holz), als Mineralien (z. B. Kalkstein) oder in der Form von CO2 geschehen. Bei Letzterem wird das CO2 in dafür geeigneten geologischen Formationen (Basalte, Aquifer, erschöpfte Gas- und Ölfelder) gelagert. Um Netto-Null zu erreichen, muss voraussichtlich CO2 in der Menge von mehreren Milliarden Tonnen pro Jahr entfernt werden. Die Potenziale dafür sind ausreichend, jedoch ist es aufwendig, CO2 zu entfernen. Bei langfristig zu erwartenden Kosten von mindestens 200 CHF/t CO2 entsteht dabei ein interessanter, globaler Milliardenmarkt.

Allerdings stehen wir heute erst am Anfang dieser Entwicklung. Aktuell werden nicht mehr als rund 50’000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre entfernt. Das rechtzeitige Upscaling dieser Industrie stellt uns vor grosse Herausforderungen, ist aber machbar. Besonders wichtig ist es, dass Projektanden Abnahmezusicherungen erhalten, damit sie in der Lage sind, die notwendigen Investitionen vorzunehmen. Die dazu notwendigen Gelder können sowohl aus staatlichen Quellen wie auch von privaten Kunden kommen.

Auch im Firmenumfeld wird CO2-Entfernung immer relevanter. Im Rahmen von Netto-Null-Plänen wird die CO2-Entfernung vor allem für schwer vermeidbare, diffuse Treibhausgas­emissionen zum Mittel der Wahl. Im Vordergrund muss jedoch immer die direkte Reduktion der Emissionen stehen.

Bereits heute können Unternehmungen einen signifikanten Beitrag zum Scale-up der CO2-Entfernung leisten, wenn sie im Rahmen ihrer Klimaschutzbemühungen auch Zertifikate zur CO2-Entfernung kaufen. Damit daraus ein Beitrag zum Klimaschutz entsteht, ist es wichtig, nur Anbieter zu berücksichtigen, die Zertifikate in guter Qualität zur Verfügung stellen. 

Für einzelne Unternehmen beispielsweise aus dem Nahrungsmittelsektor könnte die CO2-Entfernung auch zu einem neuen Geschäftsmodell werden. Die Abscheidung und Lagerung von Kohlenstoff kann mit Zertifikaten bestätigt und über Märkte entschädigt werden.

Weil das Angebot an Lagerstätten in der Schweiz begrenzt ist, weltweit aber ausreichend geologische Lagerstätten nachgewiesen sind, ist gerade für die Schweiz die internationale Anbindung besonders wichtig. In der Schweiz gesammeltes CO2 muss – voraussichtlich mit Pipelines – zu den Lagerstätten transportiert werden können. Dabei zu helfen, dass diese Infrastruktur aufgebaut wird, muss eine vordringliche Aufgabe der Schweizer Behörden sein.

Bezüglich der Gesetzgebung zur CO2-Reduktion ist vieles noch im Unklaren. Der Bund hat dazu eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Für swisscleantech steht vor allem im Vordergrund, dass das Verursacherprinzip umgesetzt wird und dass in der Anrechnung bei jedem Schritt Transparenz gewährleistet wird.