11-Punkte-Programm zur Photovoltaik: Gut gezielt und nicht ganz im Schwarzen


Dass sich die Photovoltaik zu einer wesentlichen Stütze der Schweizer Energiewende entwickelt, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Auch wenn wir viele Forderungen des Solarenergiepapiers von Swissolar unterstützen, hat das Papier für swisscleantech doch einen etwas zu starken branchenspezifischen Einschlag. Energiepolitische Forderungen sollten sich weniger an den Erwartungen einer Branche orientieren als vielmehr auf den volkswirtschaftlichen Nutzen fokussieren. So ergibt sich eine Akzentverschiebung.

Fotografie: Kindel Media

swisscleantech unterstützt es, die Ziele für erneuerbare Energien zu erhöhen, schlägt jedoch vor, anstelle des separaten Ziels für Photovoltaik ein Ziel für die Winterstromversorgung festzulegen. Ausserdem empfiehlt der Wirtschaftsverband, das Ziel zum Ausbau der Photovoltaik mit neuen Ideen zur Finanzierung der Gebäudemodernisierungen zu verbinden. So entsteht die Möglichkeit, die dringend notwendige Optimierung und Modernisierung des Schweizer Gebäudeparks mit dem Ausbau der Photovoltaik zu kombinieren und damit gleichzeitig auch die Winterstromversorgung zu adressieren.

Eine ganzheitlichen Photovoltaikstrategie muss zum Ziel haben, möglichst schnell eine grosse Anzahl von Dächern möglichst vollflächig mit Photovoltaikanlagen zu versehen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass diese Anlagen auf Dächern montiert werden, welche über eine ausreichende Dämmung verfügen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass längerfristig Angebot und Nachfrage auseinanderklaffen: Im Winter wird viel Energie wegen schlechter Dämmung verbraucht, während im Sommer sehr viel Energie mit Photovoltaik produziert wird. Die Forderung muss daher lauten: Vollflächige Photovoltaikanlagen auf gut gedämmten Dächern fördern.

Eine Ausbaustrategie muss deshalb die Hauseigentümer*innen dabei unterstützen, integrierte Projekte zu realisieren, welche beides zum Ziel haben: Photovoltaik und Dämmung. Geschickt austariert ergibt sich daraus noch ein volkswirtschaftlicher Nebengewinn: Unter neu gedämmten und gedeckten Dächern kann zusätzlicher, dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden. Auf dem Weg zu der Umsetzung einer solchen 1-Million-Dächer-Strategie sind viele der geforderten Aspekte im 11-Punkte-Papier wichtige Voraussetzungen. Lokale Energiegemeinschaften helfen, den Strom dezentral zu nutzen und damit das Übertragungsnetz zu entlasten. Und einheitliche Einspeisetarife unterstützen die Hauseigentümer*innen bei ihrer Kalkulation und sorgen dafür, dass der Zubau schweizweit vergleichbar stattfindet. Dass die Bewilligungspraxis einfacher werden sollte, versteht sich von selber – es ist erstaunlich, dass diese Forderung auch nach Jahren immer noch notwendig ist.

Eine Verpflichtung zum Bau von Solaranlagen muss jedoch mit Augenmass betrachtet werden. Wir stimmen mit Swissolar dahingehend überein, dass die aktuell verfügten kantonalen Forderungen nicht ausreichen werden, um den Zubau schnell genug voranzutreiben. Eine solare Zubaupflicht mit genügender Schärfe würde jedoch den demokratischen Prozessen nicht standhalten. Viel zielführender ist es, eine zurückhaltende Zubaupflicht um finanzielle und planerische Rahmenbedingungen zu ergänzen. So gelingt es, Hauseigentümer*innen für vollflächige Photovoltaikanlagen zu gewinnen und der Energiewende weiter Schub zu geben.

 

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