Netto-Null-Ziel als Chance für die Wirtschaft – auch in der Ostschweiz


Ambitionierte Klimaschutzziele bedeuten unternehmerische Chancen. Das zeigte eine Veranstaltung von swisscleantech zum Thema Klimaschutz. Trotz steigendem Nachhaltigkeits-Engagement, gerade auch von vielen Ostschweizer Unternehmen, braucht es eine verlässliche Klimapolitik, die Planungssicherheit schafft. So kann die Umsetzung des Netto-Null-Ziels Arbeitsplätze schaffen und Innovationen antreiben.

Der letzte Bericht des Weltklimarats verdeutlicht es in aller Klarheit: «Der menschengemachte Klimawandel ist Realität, seine Auswirkungen sind in allen Regionen der Welt immer stärker spürbar, auch in der Schweiz. Unternehmen spielen eine zentrale Rolle bei der Erreichung des Netto-Null-Ziels – und sie haben dabei viele unternehmerische Chancen!», erklärte Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech, an einer gut besuchten Abendveranstaltung bei Forster Swiss Home in Arbon zum Thema «Klimaschutz – eine Chance für die Ostschweizer Wirtschaft?».

Etter erläuterte in seinem Einführungsreferat die Notwendigkeit des Zusammenspiels von Innovation, nachhaltiger Finanzflüsse und klaren politischen Rahmenbedingungen, um bis 2050 die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu beschränken. Im Vergleich zu den letzten 30 Jahren müssten die Emissionen bis 2050 in der Schweiz rund zehn Mal schneller reduziert werden. Umso wichtiger sei der Wille von Firmen, ihren Fussabdruck zu reduzieren und klimafreundliche Technologien einzusetzen. Für die Umsetzung in der Breite brauche es eine wirtschaftstaugliche Klimapolitik, die die richtigen Rahmenbedingungen setze, zum Beispiel zur Erhöhung der Sanierungsquote von Gebäuden oder dem schnelleren Zubau von erneuerbaren Energien. Aus Sicht von swisscleantech müssten auch in Zukunft Kostenwahrheit und Lenkungsabgaben eine wichtige Rolle einnehmen.

Wie Klimaschutz im Unternehmensalltag geht, zeigte im Anschluss Gastgeber Max Müller, Verwaltungsratspräsident von Forster Swiss Home und Mitglied von swisscleantech, auf: Unternehmerisch gelebte Nachhaltigkeit bedeutet für ihn, auf Qualität zu setzen, 80% der Wertschöpfung in der Schweiz, recyclierbare Materialien, die Förderung der Kreislaufwirtschaft bei eigenen Produkten und Lieferanten, die Langlebigkeit der Küchen sowie deren Reparatur durch einen eigenen Reparaturservice.

In der anschliessenden Podiumsdiskussion diskutierten Ernst Möhl, Verwaltungsrat- spräsident der Mosterei Möhl, Petra Roth, Nachhaltigkeitsverantwortliche der Thurgauer Kantonalbank und Susanne Vincenz-Stauffacher, FDP-Nationalrätin und Vorstandsmitglied von swisscleantech, über die aktuelle Klimapolitik und die Rolle Wirtschaft.

Susanne Vincenz-Stauffacher erläuterte, dass es im Parlament nach dem Nein zur Revision des CO2-Gesetzes vom 13. Juni gelungen ist, unbestrittene Massnahmen aus dem bestehenden Gesetz weiterzuführen, beispielsweise die Zielvereinbarungen für Unternehmen oder die Treibstoffkompensation, was im Sinne der Planungssicherheit gerade für engagierte Firmen zentral sei. Mit Blick auf eine neue Vorlage stellt sie klar: «Es ist wichtig, dass wir Energie- und Klimapolitik vermehrt integriert diskutieren. Denn die Dekarbonisierung führt zu mehr Stromverbrauch, weshalb der Zubau der Erneuerbaren deutlich beschleunigt werden muss.»

Ernst Möhl verdeutlichte, dass die Politik zwar wichtig sei, aber auch der Druck von Lieferanten und Kunden im Thema Nachhaltigkeit zunehme. «Wir werden in den nächsten Jahren viel darin investieren, unseren CO2-Ausstoss deutlich zu reduzieren und zum Beispiel Wasserstoff-Lastwagen einsetzen.» Für Petra Roth, Nachhaltigkeitsverantwortliche der Thurgauer Kantonalbank, spielt der Finanzmarkt eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Netto-Null-Zielsetzung: «Die TKB hat kürzlich eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Ein wichtiges Element ist dabei, unsere Kundinnen und Kunden im Thema Nachhaltigkeit stärker zu begleiten.»

Daniel Eugster, Vorstandsmitglied von swisscleantech und Geschäftsführer von Haustechnik Eugster, fasste den Abend wie folgt zusammen: «Netto-Null ist eine grosse Chance für die Firmen. Wer sich jetzt bewegt, hat später einen Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig braucht es eine ambitionierte und breit akzeptierte Klimapolitik, denn nur gemeinsam, mit allen Akteuren im Boot, schaffen wir die Energiewende».