Rückenwind für die Energiestrategie

Wer sich vor diesem Hintergrund für ein Referendum gegen die Energiestrategie 2050 einsetzt, politisiert am Volk vorbei. Der hohe JA-Anteil nimmt die Betreiber der ältesten Kernkraftwerke in die Pflicht, der Sicherheit beim Weiterbetrieb das grösste Augenmerk zu widmen.

Das Stimmvolk hat erkannt, dass der geordnete Ausstieg aus der heutigen Technologie der Kernkraftwerke mit der Energiestrategie 2050 aufgegleist ist. Aufgrund der deutlich geringeren Sicherheitsmargen fordert swisscleantech die Betreiber der alten Anlagen Beznau I und II auf, diese schneller vom Netz nehmen, wie es die BKW vormacht.

Positivkriterien statt Technologieverbot
Die Stimmbevölkerung spricht sich damit gegen ein Technologieverbot aus. Das Abstimmungsresultat bestätigt aber die Skepsis gegenüber der Kernenergie. Es gilt darum heute zu definieren, welche Bedingungen neue Energieversorgungstechnologien erfüllen müssen. swisscleantech hat 8 Positivkriterien definiert. Demnach muss eine Technologie wirtschaftlich sein, darf keine direkte Bedrohung für die Umwelt darstellen und muss auf eine breite Rohstoffbasis zählen können.

Königsweg Energiestrategie 2050
Mit der Energiestrategie 2050 setzt die Schweiz auf ein fortschrittliches und kostengünstiges Energiesystem. Die Risiken des Klimawandels, der Kernenergie und der Abhängigkeit von ausländischen fossilen Energieträgern können damit entscheidend entschärft werden. Die Nutzung der erneuerbaren Energiequellen steigt weltweit und die Kosten sinken, während die Kosten der Kernenergie stetig ansteigen. Die Energiestrategie macht unsere Unternehmen und Haushalte wettbewerbsfähig, spart Kosten und schafft Wertschöpfung in der Schweiz. Eine glaubwürdige und vernünftige Alternative gibt es nicht.

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Kriterien für neue Technologien zur Bereitstellung von Energie

Befindet sich die Kernenergie auf der Überholspur?

Es wird schnell klar, dass die Kernkraft effektiv nur an wenigen Orten auf dem Vormarsch ist. In den meisten Ländern sieht man eine Stagnation der Produktion von Strom aus Kernkraftwerken (KKW).

Dieses Bild verstärkt sich zusätzlich, wenn man berücksichtigt, dass alle KKW altern und mit der Zeit ersetzt werden müssen. Es gibt auf der ganzen Welt kaum eines, das länger als 40 Jahre in Betrieb war. Die ältesten drei Schweizer Kernkraftwerke sind, zusammen mit dem Kernkraftwerk von Fessenheim, gleichzeitig die ältesten weltweit. Diese sind heute rund 50 Jahre in Betrieb. Viele andere Kraftwerke wurden aus technischen Gründen bereits ausser Betreib genommen. Oft stiegen die Unterhaltskosten so stark an, dass sich ein Betrieb nicht mehr lohnte.

 

Anstieg oder Abfall der Stromproduktion in Zukunft?

Man kann auf Basis des heutigen Kraftwerksparks und unter Benutzung von ein paar Eckwerten berechnen, wie viele Kraftwerke im Bau sein müssten, um den aktuellen Stand der Produktion langfristig aufrecht zu erhalten. Um diese Berechnung durchführen zu können, muss man einige Annahmen treffen. Man benötigt einerseits Durchschnittswerte für die Lebensdauer eines Kernkraftwerks und andererseits Schätzungen für die Dauer der Bauzeit eines neuen Kraftwerks – vom Start der Realisierung bis zur Inbetriebnahme.

Für ersteres sind 60 Jahre eine optimistische Annahme, bei letzterem kann man von ungefähr 10 Jahren ausgehen. Mithilfe dieser Zahlen wird ersichtlich, dass es Reaktoren[1] mit einer Leistung von 60 GW bräuchte, um die aktuelle Stromproduktion sicherzustellen. Tatsächlich werden weltweit Anlagen gebaut, die diese Leistung decken. Daraus zu schliessen, die Kernenergie sei auf einem stabilen Pfad, ist aber falsch. Entscheidend ist vielmehr die geografische Verteilung.

Kernkraft nur in wenigen Ländern im Aufwind

In Frankreich wird gerade ein Kernkraftwerk gebaut, effektiv bräuchte es aber mindestens sechs von ihnen, um die Stromproduktion aus KKW im Land aufrecht zu erhalten. Ähnliches gilt für England. Dort wurde kürzlich der Bau einer neuen Anlage beschlossen [2]. Diese würde zwar reichen, um den relativ tiefen Anteil von Kernenergie aufrechtzuerhalten, die Anlage ist aber erst beschlossen und noch nicht gebaut. In vielen weiteren Ländern, unter anderen in den USA[3], befindet sich die Kernenergie im Krebsgang, weil nicht genügend Anlagen in der Pipeline sind, um alte Anlagen zu ersetzen.

Es gibt einige wenige Länder, in denen die Kernkraft im Aufwind ist. In China wird zurzeit eine Anlagenkapazität von 25 GW gebaut, bei einem Bestand von 31 GW installierter Leistung. Ein anderes Land, das seinen Park vergrössert, sind die Vereinigten Arabischen Emirate. Oft wird auch Russland als Beispiel für die Expansion erwähnt, doch die nackten Zahlen sind weniger berauschend: 6.5 GW sind in Bau, 4.2 GW würden benötigt, also ergibt das einen Überschuss von nur 2,3 GW. Das gleiche gilt für Indien: 1 GW würde benötigt, 4 GW sind in Bau. Bei der schieren Grösse dieser Länder sind diese Wachstumszahlen nicht bedeutend.

Ein Revival der Kernkraft ist weit entfernt

Wollte man den Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion von 6 Prozent erhöhen, wären andere Zahlen notwendig. Wollte man die Kohle permanent aus der Stromproduktion verdrängen, müssten weltweit ständig etwas über 600 Bauprojekte für Kernkraftwerke in Realisierung sein. Davon ist man weit entfernt.

Zusammenfassend kann man festhalten: In den meisten Ländern, die über einen grossen Anlagenpark zur Produktion von Kernenergie verfügen, reichen die aktuellen Bauprojekte nicht oder nur knapp, um die Anlagen, welche im Betrieb sind, zu ersetzen. Ausserdem kämpfen viele Bauprojekte, insbesondere diejenigen in Europa, mit erheblichen technischen und finanziellen Schwierigkeiten. In Ländern, in denen heute neue Projekte angeschoben werden, wie beispielsweise in England, können sie sich auf dem Markt nur mit erheblichen Finanzgarantien seitens der Standortländer durchsetzen. Die meisten Länder, in denen die Kernenergie auf dem Vormarsch ist, sind nicht demokratisch organisiert und verfügen nicht über einen liberalisierten Strommarkt. Demzufolge findet das Revival der Kernenergie nur in den Köpfen einiger Kernkraftbefürworter statt. In der Realität sind wir weit davon entfernt.

[1] Entspricht 50 bis 60 Reaktoren, je nach Typ
[2] Die Anlage in Hinkley Point kann nur realisiert werden, weil Grossbritannien hohe finanzielle Kreditgarantien und einen gesicherten Abnahmepreis über 35 Jahre zur Verfügung stellt.
[3] 5.6 GW in Bau, mindestens 7 GW benötigt

Rückblick COP22: Beharrliche und stetige Umsetzungsschritte in Marrakesch

Dass diese kein Zuckerschlecken würde, war von vornherein klar. Dennoch können Fortschritte vermeldet und insgesamt eine positive Bilanz gezogen werden.

Die Umsetzung des Übereinkommens von Paris ist einzigartig, weil er die Kooperation aller Staaten dieser Welt erfordert, die ansonsten ganz unterschiedliche Interessen vertreten. Die Entwicklungsphase eines solch umfassenden Vertrags mit unterschiedlichsten Aspekten und einer solch grossen Anzahl von Mitspracheberechtigten dauert länger als zwölf Monate. Es erstaunt also nicht, dass der Verhandlungsprozess ein Jahr nach «Paris» noch nicht abgeschlossen ist.

Besorgniserregend war allerdings, dass es in Marrakesch Staaten gab, die das Abkommen von Paris in Frage stellen wollten. Eine wichtige Aufgabe der Verhandlungsteilnehmer war es deshalb, das Vertrauen in den Umsetzungsprozess zu stärken. Mit der „Proklamation von Marrakesch“ bestätigten die knapp 200 Vertragsparteien ihr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel sowie ihr Commitment zur Umsetzung des Übereinkommens. Dies zeigt, dass die Vertragsparteien weiterhin am selben Strang ziehen – was als Verhandlungserfolg gewertet werden kann.

Ebenfalls beeindruckend war das Engagement sogenannter Non-State Actors. Es sind dies Gemeinden, Regionen und nicht zuletzt auch Firmen. Im Rahmen der COP Side-Events stellten diese Akteure ihre Lösungsansätze für die Herausforderungen des Klimawandels vor – darunter auch Schweizer Firmen. So wurde beispielsweise die Firma Climeworks als eines der weltweit 20 besten Startups ausgezeichnet. Die Anlagen dieser Firma sind in der Lage, CO2 aus der Atmosphäre herauszufiltern und für technische Prozesse zur Verfügung zu stellen. Noch sind einzelne dieser Lösungen zu teuer. Die Kostendifferenz zur weniger nachhaltigen Lösung wird aber kleiner – so klein, dass sie bald kein Argument mehr dafür ist, die Zukunft unseres Planeten zu riskieren.

Viele solch engagierter Firmen machten in diesem Zusammenhang allerdings klar: sie könnten nachhaltiger produzieren, benötigen dafür aber die richtigen Rahmenbedingungen. Während die Wirtschaft eifrig daran ist, Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu entwickeln, muss die Politik also daran arbeiten, ein passendes Rahmenregelwerk zu bauen, das Transparenz und Robustheit gewährleistet. Diese Rahmenbedingungen gilt es in den Verhandlungen der kommenden Monate und Jahre zu entwickeln. Die Zeit dafür drängt, es ist aber zu schaffen. Für die Umsetzung des Übereinkommens von Paris wird die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft somit entscheidend sein.

 

Die Klimakonferenz in Marrakesch ist eine weitere Chance

Solche Massnahmen sind auch im Interesse der Schweiz, denn für die Wirtschaft ergeben sich enorme Marktchancen. Um den Anschluss nicht zu verpassen, muss die Schweiz das Abkommen möglichst bald ratifizieren und ihre Klimagesetzgebung anpassen. Dazu gehört, sich ambitionierte Ziele zu setzen.

Schweizer Klimapolitik hat Aufholbedarf

Die Klimapolitik in der Schweiz kommt nur langsam voran, die Bilanz ist gemischt: Im Bereich der Gebäudeeffizienz zeichnen sich gute Fortschritte ab, es muss aber einen Zahn zugelegt werden. Auch im Verkehr gibt es noch viel zu tun, denn die Emissionen steigen noch immer. Zurzeit wird eine Revision des CO2-Gesetzes diskutiert, welche auf der einen Seite nach Ansicht der Klimaschützer unzureichend ist, um die Klimaziele zu erreichen und auf der anderen Seite von bürgerlichen Kreise beschossen wird. Das sind schwierige Voraussetzungen, die es aber zu akzeptieren gilt. Man muss immer einen Schritt nach dem anderen nehmen. Den aufkommenden Technologien ist sehr viel zuzutrauen. Ist der «Kipppunkt«, bei der eine Technologie sich durchsetzt, einmal erreicht, geht es relativ schnell.

Das Risiko, dass man an den internationalen Verhandlungen mehr verspricht, als zu Hause umgesetzt werden kann, ist kurzfristig real. Langfristig gibt es jedoch keinen Weg zurück: Der Klimawandel ist eine Tatsache, Technologien setzen sich immer mehr durch. Weltweit wurde dieses Jahr laut der Internationalen Energieagentur IEA mehr Strom mit erneuerbaren Energien hergestellt als durch Verbrennung von Kohle. Ambitionierte Ziele zahlen sich langfristig aus und sind wichtige Treiber. Auch gute Rahmenbedingungen gehören dazu, aber auch diese entstehen nicht von heute auf morgen. Das Meistern all dieser Herausforderungen ist ein permanenter Prozess und gleichzeitig eine riesige Chance, die wir packen müssen.

Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens in Rekordzeit bringt Schweiz in den Zugzwang

Für die Wirtschaft ergeben sich dadurch enorme Marktchancen, allen voran in den Bereichen Gebäude und Mobilität. Um den Anschluss nicht zu verpassen, muss die Schweiz das Abkommen nun allerdings rasch möglichst ratifizieren und ihre nationale Klimagesetzgebung Paris-kompatibel ausgestalten. An der Klimakonferenz in Marrakesch vom 7.-18. November ist swisscleantech als Delegationsmitglied vor Ort.

Mit der Ratifikation durch 55 Staaten, die für mehr als 55 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich sind, tritt das Pariser Klimaabkommen heute in Rekordzeit in Kraft. Mit dem Übereinkommen von Paris sendet die internationale Staatengemeinschaft ein deutliches Signal an die Wirtschaft. Die Richtung für die Umsetzung heisst: weg von fossilen Energieträgern – hin zu Erneuerbaren.

Es ist nun an der Schweiz, das Abkommen zu ratifizieren und ihre nationale Klimagesetzgebung Paris-kompatibel auszugestalten, um den Anschluss nicht zu verpassen und das volle Mitspracherecht bei der konkreten Ausgestaltung des Abkommens zu erlangen. Insbesondere müssen die Schweizer Klimaziele der in Paris festgelegten Grenze für die Klimaerwärmung auf 2 °C – wenn möglich 1,5 °C – sowie dem abgesteckten Reduktionspfad, die Bilanz der Treibhausgase in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auszugleichen, Rechnung tragen. Hier sieht swisscleantech Verbesserungspotential. „Ein 2°C-kompatibler Absenkpfad für die Schweiz würde eine Reduktion von ca. minus 40% aller Treibhausgase im Inland bis 2030 erfordern“, sagt Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. „Das vom Bundesrat avisierte Ziel von minus 30% Reduktionen im Inland ist ungenügend und nicht Paris-kompatibel, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Reduktionspotenziale in der Schweiz die avisierten Ziele übersteigen[1].

Die Ausschöpfung dieser Reduktionspotenziale ergibt enorme Marktchancen für die Wirtschaft. Innovation spielt dabei eine Schlüsselrolle: um unsere Lebensqualität aufrecht zu erhalten und weiter zu verbessern, sind effiziente und emissionsarme Produkte und Prozesse, sowie neue Businessmodelle gefragt. Die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens bedarf aber gesetzlicher Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, diese Reduktionspotenziale auszuschöpfen. Die Rahmenbedingungen müssen zeitnah und wirtschaftsfreundlich ausgestaltet werden.

swisscleantech in Marrakesch vor Ort
An der Klimakonferenz in Marrakesch, zwischen dem 7.-18. November, wird unterdessen bereits über die konkrete Ausgestaltung des Übereinkommens von Paris verhandelt. swisscleantech Co-Geschäftsführer Christian Zeyer ist als Mitglied der Schweizer Verhandlungsdelegation vor Ort und wie folgt erreichbar: +41 79 606 2146 sowie christian.zeyer(at)swisscleantech.ch. Über die Twitterkanäle @ChrZeyer und @swisscleantechD sowie unseren Newsletter werden wir Sie mit Informationen über die laufenden Entwicklungen in Marrakesch auf dem Laufenden halten.

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Pariser Klimaabkommen: Bedeutung für die Schweiz und die Wirtschaft

Kernenergieverordnung: Sicherheit hat Priorität

Insbesondere muss sichergestellt werden, dass das ENSI Anlagen abschalten kann, ohne den Druck der Betreiber gewärtigen zu müssen. Die Beweislast für den sicheren Betrieb soll in Zukunft und unter Berücksichtigung der alternden Anlagen vermehrt bei den Betreibern liegen. Sie haben zu beweisen, dass der Betrieb der Anlage sicher ist. Da die Preise auf dem Strommarkt auch in naher Zukunft tief sein werden, ist die Gefahr gross, dass die Betreiber versucht sind, Zugeständnisse bei der Sicherheit zu machen. Das ENSI erhält dadurch eine zunehmend wichtige Rolle und muss gestärkt werden.

 

Klimakonferenz 2016 in Marrakesch

Mit der heutigen Verabschiedung des definitiven Verhandlungsmandats durch den Bundesrat wird Christian Zeyer somit zwischen dem 7.-18. November als Teil des Delegationsteams vor Ort in Marrakesch sein.
Über den Newsletter und unseren Twitter-Kanal (www.twitter.com/swisscleantechD) werden wir Sie mit Informationen über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Fragen und Anregungen gerne an: christian.zeyer(at)swisscleantech.ch

Stellungnahme zur Atomausstiegsinitiative

Damit wurde der Ausstieg aus der heutigen Technologie der Kernkraftwerke beschlossen und der Einstieg in eine erneuerbare Energiezukunft eingeleitet. Die Atomausstiegsinitiative möchte als Ergänzung dazu eine Frist für die Ausserbetriebnahme der bestehenden Kernanlagen festsetzen. Aus der Sicht von swisscleantech gibt es Argumente für und gegen die Initiative. Der Verband hat deshalb Stimmfreigabe beschlossen.

Überlegungen von swisscleantech zur Atomausstiegsinitaitive finden Sie im beigefügten Positionspapier.

Das Stromsparen auf Infrastrukturanlagen kann weitergehen!

Die drei Programme für Kläranlagen, Wasserversorgungen und Kehrichtverbrennungsanlagen laufen erfreulicherweise weiter, da der Verein InfraWatt den Zuschlag für die drei Folgeprogramme von ProKilowatt erhalten hat. Damit können Stromsparmassnahmen mit Payback > 4 Jahre und die vorgängigen Energieanalysen auch in den nächsten Jahren weiterhin gefördert werden. Mit den Förderprogrammen werden Betreiber unterstützt, die Energiepotenziale mittels Energiestudien zu ermitteln und sinnvollen Massnahmen daraus zu realisieren. Spätestens bei einer Sanierung oder Erneuerung der Anlage lohnt es sich also besonders, die Effizienzsteigerung bei den Stromverbrauchern anzugehen.

Bei den Kläranlagen können z.B. Massnahmen mit Umsetzung ab dem 1.10.16 wieder gefördert werden, bei den Wasserversorgungen und KVA auch noch weiter zurückliegende Realisierungen. Berücksichtigt werden alle Technologien zur Stromeinsparung in den verschiedensten Bereichen der Anlage. Bedingung ist, dass die Massnahmen realisiert und nicht anderweitig subventioniert werden. Auch Grossverbraucher können profitieren, wenn es sich um eine Übererfüllung handelt, also um Massnahmen bei Prozessen mit Payback > 4 Jahre oder bei Gebäuden mit Payback > 8 Jahre. Es werden keine gesetzlich verlangten Massnahmen gefördert, bei den Motoren z.B. müssen es IE4 und höher sein oder IE3 Motoren mit FU, Nassläufer-Umwälzpumpen mit EEI = 0.2, Trockenläufer-Wasserpumpen mit MEI = 0.5.
Die Programme «Energieeffiziente ARA», «Energieeffiziente WV» und «Energieeffiziente KVA» laufen also weiter.

Aktuelle Informationen und die detaillierten Vorgaben sind zu finden sie hier. Gesuche können eingereicht werden an info@infrawatt.ch.

Wichtige Pfeiler eingeschlagen

Mit dem ersten Massnahmenpaket werden wichtige Pflöcke für eine verlässliche, wirtschaftsfreundliche und saubere Energieversorgung eingeschlagen.

Das heute vom Parlament verabschiedete Massnahmenpaket bringt deutliche Vorteile gegenüber der aktuellen Gesetzgebung. swissclentech begrüsst insbesondere, dass das Gebäudeprogramm intensiviert und mit 450 Mio. Franken pro Jahr ausgestattet wird sowie steuerliche Anreize für Sanierungen und energieeffiziente Neubauten geschaffen werden. Auch die Senkung der CO2-Emissionen für Neuwagen auf das Niveau der EU ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Schweizer hätten eine hohe Investitionsbereitschaft und betonten immer wieder, wie fortschrittlich sie seien, meint Franziska Barmettler, Co-Geschäftsführerin von swisscleantech: «Wenn wir nun auf effiziente und elektrische Fahrzeuge setzen, ist dieses Ziele ohne Mehrkosten zu erreichen». Denn effizientere Fahrzeuge sind nicht teurer und die Preise für Elektrofahrzeuge sinken. Gleichzeitig bedauert swissclentech, dass im Bereich der Stromeffizienz einige griffige Massnahmen die parlamentarische Debatte nicht überlebt haben. Auf der Seite der Stromproduktion ist die massvolle Erhöhung der KEV ein wichtiger Schritt. Zusammen mit dem Neubauverbot für Kernkraftwerke wird damit der Weg in die Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft eingeschlagen.

Die Energiewende ist Fortschritt
Mit der Energiestrategie 2050 setzt die Schweiz auf ein fortschrittliches und kostengünstiges Energiesystem. Die Risiken des Klimawandels, der Kernenergie und der Abhängigkeit von ausländischen fossilen Energieträgern können damit entscheidend entschärft werden. Gleichzeitig wird die Nutzung der erneuerbaren Energiequellen weltweit immer billiger, während die Kosten der Kernenergie stetig ansteigen. Die Energiestrategie macht unsere Unternehmen und Haushalte wettbewerbsfähig, spart Kosten und schafft Wertschöpfung in der Schweiz. Eine glaubwürdige und vernünftige Alternative gibt es nicht.

Zweite Etappe jetzt angehen
Mit Blick auf die zweite Etappe gilt es, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Refinanzierung der Kraftwerke zur Stromproduktion zukünftig gewährleistet werden kann. Unter dem aktuellen Strommarktdesign ist ein Anreiz dazu unerlässlich. Die Sunset-Klausel bei der Einspeisevergütung verlangt daher nach einer neuen Lösung. Gleichzeit gilt es den Übergang vom Förder- zum Lenkungssystem anzugehen. Im Bereich der Mobilität setzt swisscleantech auf ein umfassendes Mobility Pricing. Im Bereich der Brennstoffe ist eine Erhöhung der CO2-Abgabe im Rahmen der laufenden Revision des CO2-Gesetzes einzuführen.