Angstmacherei hat Wirkung gezeigt

Das Grundanliegen der Initiative ist für alle Seiten unbestritten. «Aufgrund der hohen Zustimmung im Vorfeld der Abstimmung muss davon ausgegangen werden, dass die Angstmacherei der Gegner gewirkt hat. Dies bedauern wir», sagt Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Da auch der Gegenvorschlag abgelehnt wurde, haben wir nun kein Rezept für die kommenden Herausforderungen. Weil diese aber trotzdem existieren und nicht einmal von den Initiativgegnern bestritten wurden, muss dringend eine Alternative ausgearbeitet werden.

Das richtige Mass ist entscheidend
Das Ziel eines nachhaltigen Ressourcenverbrauchs wird breit anerkannt und ist zweifelsfrei dringlich. Wichtig ist, dass man sich darüber einigt, welches Mass sinnvoll ist. Die Diskussionen haben gezeigt, dass der ökologische Fussabdruck als Mass missverständlich ist. Demgegenüber gibt das Pariser Klimaabkommen einen besseren, international abgestimmten Rahmen. swisscleantech wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Schweiz das in Paris abgegebene Versprechen einhalten wird. «Wir fordern die anderen Wirtschaftsvertreter nun auf, mit uns an einen Tisch zu sitzen und gemeinsam eine Roadmap auszuarbeiten», resümiert Zeyer. Die Gegner seien nun verpflichtet, aktiv mitzuwirken.

Innovation macht’s möglich!, 3. swisscleantech Quartalsanlass 2016

«Wie bringen wir Innovationen voran?», fragte swisscleantech-Präsident Matthias Bölke zum Auftakt. Dabei strich Bölke heraus, wie wichtig es sei

  • das Thema Klimawandel emotional zu besetzen – dadurch fänden Menschen einen schnelleren Zugang zum Thema
  • sich auf den technologischen Fortschritt – welcher durch die Digitalisierung beschleunigt werde – einzulassen und/oder diesen voranzutreiben
  • uns mit «Policy Making» auseinanderzusetzen: die Wirtschaft tue bereits viel im Bereich Nachhaltigkeit – aber genügen diese freiwilligen Anstrengungen?

Bölke würdigte die Anstrengungen von swisscleantech in Bezug auf die Abstimmungskampagne zur «Grünen Wirtschaft» und rief die Anwesenden dazu auf, am kommenden Abstimmungssonntag ein JA in die Urne zu legen. «swisscleantech hat die Debatte stark und laut geführt und wir werden dies auch in Zukunft tun», versprach Bölke mit Blick auf das mögliche Referendum zur Energiestrategie 2050.

Christian Berg von Inficon zeigte auf, wie in der Halbleiterproduktion komplexe Erfindungen zu effizienteren Herstellungsverfahren und massiven Kosteneinsparungen führen. «Unsere Innovationen helfen Ressourcen-Ineffizienz zu verhindern, damit millionenschwere Maschinen nicht unnötig still stehen», so Berg. Innovation brauche Neugier; in der Anfangsphase sei zudem kein Geld damit zu verdienen, ausserdem müsse das Kundenbedürfnis nach dem neuen Produkt normalerweise erst geweckt werden bevor ein Absatzmarkt entstünde, lautete das Fazit von Berg.

«Innovation braucht (Fern-) Ziele», erklärte Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer von swisscleantech. Der moderne Mensch verzichte nicht auf technische Errungenschaften wie Flugverkehr oder Schiffsreisen. Deshalb plädierte Zeyer für eine bessere Ausschöpfung der vorhandenen Potentiale, «um Lösungen zu finden, die helfen das uns bekannte System umzubauen.» In seinem Referat legte er dar, wie dank «Power to-X» die Energiestrategie den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens gerecht werden kann.

Hermann Pengg von Audi stellte gleich zu Beginn seine These in den Raum: Elektro- und Wasserstoffautos könnten den Klimawandel nicht verhindern. Der Grund: Die Elektrifizierung der gesamten Autoflotte daure zu lange. «Aber vielleicht liegt die Lösung in der Entwicklung von neuen Kraftstoffen (e-fluels)?»

Diese Frage spielte Pengg Christoph Gebald von Climeworks zu. Climeworks ist Kooperationspartner von Audi und entwickelt Maschinen, um CO2 aus der Luft zu nehmen, um es anschliessend als Kraftstoff weiterzuverarbeiten (Power to Gas / Power to Liquid). «Wichtig ist», betonte Gebald, «dass das CO2 aus der Atmosphäre kommt – sonst bringt die Technologie dem Klima nichts.»

swisscleantech dankt allen Anwesenden und Referenten für den informativen Abend und die spannenden Diskussionen im Anschluss.

Dokumente zum Download
Führt ‘Speed im Vakuum’ zu Effizienzsteigerung in der Halbleiterindustrie? Christian Berg,Inficon
Bedeutung von Power-to-Liquid für die Klima- und Energiepolitik Christian Zeyer, swisscleantech
Muss Diesel aus dem Boden kommen? Mit Power-to-Liquid geht es auch anders Hermann Pengg, Audi
Der CO2-Kollektor von Climeworks und sein Potential für die Erreichung der Klimaziele Christoph Gebald, Climeworks

Potential von Erneuerbaren ist riesig

Intuitiv bieten sich dafür entweder erneuerbare Energien oder die Kernenergie an. Allerdings sind beide Energiequellen nur auf den ersten Blick CO2-frei. Denn, zumindest in der heutigen Zeit, werden sowohl die Anlagen als auch die zum Betrieb benötigten Brennstoffe der Kernkraftwerke so hergestellt, dass dabei CO2 emittiert wird. Diese spezifischen Emissionen, ausgedrückt in g CO2/kWh, sind entscheidend. Eine CO2-freie Stromerzeugung ist nur möglich, wenn die spezifischen Emissionen deutlich reduziert werden können und schliesslich ganz verschwinden. Für Strom von Photovoltaikanlagen werden in Publikationen oft Werte von über 100 g CO2/kWh rapportiert. Dabei handelt es sich leider oft um veraltete Zahlen. swisscleantech hat deshalb die Firma Quantis, ein international anerkannter Spezialist zur Berechnung von Lebenszykluskosten, beauftragt, nicht nur die aktuell korrekten Emissionen zu bestimmen, sondern auch die Veränderungen in der Vergangenheit nachzuzeichnen und die zukünftige Entwicklung abzuschätzen.

Emissionen haben sich reduziert und werden weiter sinken

Bei der Analyse stellte sich heraus, dass es zwei Faktoren besonders zu berücksichtigen gilt. Einerseits verbessert sich die Herstellungstechnologie, andererseits verändert sich der Strommix. Quantis kommt zum Schluss, dass sich die spezifischen Emissionen seit den 90er Jahren von 170 auf 42 g CO2/kWh reduziert haben. Aufgrund der heute bereits erkennbaren Entwicklungsschritte dürfte sich die spezifische Emission von Strom aus Solarenergie um einen Faktor 7 weiter verbessern. So dürften diese 2050 noch bei rund 6 g CO2/kWh liegen. Strom aus Photovoltaikanlagen wäre damit um einen Faktor 20 besser als der heutige Schweizer Strommix und 100 mal besser als der Europäische Strommix. Bei der Windenergie zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Windturbinen liefern bereits heute Strom mit sehr tiefen spezifischen CO2 Emissionen 12 g CO2/kWh. Diese werden schrittweise weiter sinken.

Als Massstab für die Entwicklung des Strommix wurde China als Referenz genommen. China setzt im Moment sowohl auf erneuerbare Energien wie auch auf Kernenergie. Würde die China ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzen, wäre das Resultat sogar noch besser. Interessant ist die folgende, weitergehende Extrapolation: Sobald Solaranlagen ausschliesslich aus erneuerbarer Energie gefertigt werden, streben die spezifischen Energien gegen Null.

PV-Module haben doppelten Nutzen

Natürlich müssen die erneuerbaren Energien den Beweis antreten, dass mit ihnen genügend Energie erzeugt werden kann. Dies ist insbesondere bei der Solarenergie eine Herausforderung, da die Energiedichte von Sonnenlicht gering ist. Allerdings darf man nicht vergessen, dass gleichzeitig grosse Flächen zur Verfügung stehen. Denn immer öfter übernehmen PV-Module einen doppelten Nutzen. Sowohl bei Dächern wie auch bei Fassaden können PV-Elemente als Wetterschutzschicht zur Anwendung kommen. Da gleichzeitig Dachziegel oder Fassadenelemente eingespart werden können, ergibt sich sowohl ökologisch wie auch ökonomisch ein interessantes Businessmodell. Parallel dazu macht die kurzfristige Speicherung von Strom aktuell grosse Fortschritte.

Insgesamt stehen heute in der Schweiz rund 480 km2 Gebäudefläche zur Verfügung. Neue Berechnungen auf Basis des Cleantech Energiemodells zeigen: Wird diese nur zur Hälfte genutzt, reicht es aus, um zusammen mit Windenergie, Wasserkraft und Geothermie genügend Strom für die Versorgung der Schweiz zur Verfügung zu stellen. Da das Potential von Windenergie in der Schweiz beschränkt ist, wird hier auf europäische Importe abgestützt.

Generell spricht sich swisscleantech gegen ein Technologieverbot aus. Wir haben jedoch bezüglich Extremfallrisiko und Endlagerung Vorbehalte gegenüber den heutigen Kernkraftwerken. Da Technologieverbote aus Sicht einer innovativen Volkswirtschaft keinen Sinn machen, hat swisscleantech stattdessen 2015 Positivkriterien publiziert, mit denen man Technologien zur Stromerzeugung überprüfen kann. [3]

[1] Quantis (2016): Vergangene und zukünftige Trends im Klimafussabdruck von Photovoltaik-Strom (swisscleantec_pv-development)

[2] Quantis (2016): Vergangene und zukünftige Trends im Klimafussabdruck von Wind-Strom (swisscleantec_windelectricity-development)

[3] swisscleantech (2015): 8 Kriterien für neue Technologien zur Bereitstellung von Energie («Positivkriterien»)

Grüne Wirtschaft: swisscleantech setzt auf Fakten statt Panikmache

An der Erkenntnis, dass wir nur eine Erde haben und auf Dauer nicht mehr verbrauchen können, als diese hergibt, führe kein Weg vorbei.

Gemäss den zwei heute veröffentlichten Meinungsumfragen sei das Rennen um die Volksinitiative für eine grüne Wirtschaft noch offen. Klar sei nur, dass ein grosser Teil des Stimmvolkes die Vorteile einer nachhaltigen Wirtschaft erkenne und an deren Innovationskraft glaube.

Angesichts der von Fakten völlig losgelösten Panikmache seitens der Gegner der Volksinitiative  müsse die verbleibende Zeit für eine sachliche Diskussion genutzt werden. swisscleantech appelliert an die Gegner, sich den Informationen und Zahlen zu stellen, die swisscleantech veröffentlicht hat. „Es ist schade, wie die Gegner der Initiative konsequent unsere Zahlen und Fakten ignorieren und der Diskussion darüber ausweichen“, so Co-Geschäftsführer Christian Zeyer.

An die Befürworter der Initiative geht der Appell, alle Kräfte zu mobilisieren, um möglichst viele Unentschlossene und Verunsicherte zu einem Ja zu bewegen und den Urnengang selbst nicht zu vergessen.

Schweizer KMU formieren sich für eine «Grüne Wirtschaft»

Sie anerkennen die Innovationskraft der Schweiz und bezeichnen diese als ihren wichtigsten Wettbewerbsvorteil, den sie stärken wollen. Gleichzeitig betonen sie, dass sich die Innovation im Vergleich zu 1982 deutlich beschleunigt hat und wir uns gar nicht vorstellen können, was im Jahr 2050 alles möglich sein wird. Ihre Beispiele zeigen, dass bereits heute schon vieles möglich ist. An einer Medienkonferenz in Bern haben Vertreter von Schweizer KMU die Bedeutung der Innovation als wichtigsten Rohstoff der Schweiz betont und darauf hingewiesen, dass die Schweiz eines der innovativsten Länder weltweit ist. Sie wollen diesen wichtigsten Wettbewerbsvorteil nicht nur erhalten, sondern im Wissen um die grossen Veränderungen, die der Klimawandel und die Begrenztheit der Ressourcen mit sich bringen werden, noch weiter stärken. Die Initiative setze auf Innovation, Ressourcen schonendere Technologien und Kreislaufwirtschaft, so die Befürworter. Dabei gehe es weder um Verzicht, noch um Massnahmen bei den Konsumenten. Es gebe schon heute die nötigen technischen Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften. Die Möglichkeiten in 34 Jahren könne man sich gar nicht vorstellen.

Markus Tonner, CEO von InnoRecycling, zeigte, dass wir nach heutigem Stand der Technik bald 90% des schweizweit produzierten Abfalls rohstofflich nutzen können und dass die Recyclingquote in 34 Jahren vielleicht bei weit über 90% liegen wird. Aus den stets wachsenden Müllbergen, so Tonner, könnten wir neu eigene Rohstoffquellen schaffen und die Schweiz insofern unabhängiger vom Ausland und von volatilen Märkten machen. Dazu brauche es bloss den Willen, existierende Technologie auch zu implementieren und deren Entwicklung voranzutreiben.

Tanja Rösner-Meisser, Unternehmensleiterin des Architekturbüros aardeplan, führte aus, dass nachhaltig erstellte Gebäude zu einer erhöhten Kundenzufriedenheit führen und effizientester zu sanieren oder umzubauen sind. Zudem schaffe nachhaltiges Bauen eine Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften und damit Arbeitsplätze in der Schweiz, die nicht so einfach ausgelagert werden könnten.

Ansgar Igelbrink, Präsident Bauwerk Brand, erläuterte, wie seine Firma das «Cradle to Cradle®» Konzept umsetzt. Es sei keine leichte Aufgabe, dieses Konzept zu erfüllen, aber es zahle sich aus, denn erfreulicherweise forderten immer mehr Bauherren Produkte für den Innenausbau, die dem «Cradle to Cradle®» Konzept entsprechen. Die Innovation sitze in der Schweiz und könne nicht einfach ins Ausland verlagert werden.

Samuel Schweizer, Mitglied des Verwaltungsrats der Ernst Schweizer AG, Metallbau, zeigte auf, wie die verarbeitende Industrie den ökologischen Fussabdruck seit 1978 verringert hat und gab sich überzeugt, dass eine weitere massive Verringerung des Fussabdrucks möglich und nötig ist.

Gerhard Andrey, von der Liip AG, nannte den derzeitigen technologischen Fortschritt atemberaubend, eine Entschleunigung sei nicht in Sicht. Wer die Grüne Wirtschaft auf dem Stand der heutigen Technologie schlecht rede, wolle einfach keine Veränderung, sondern weiterhin die Kosten der Allgemeinheit abwälzen. Das sei weder liberal noch marktwirtschaftlich.

Jürg Grossen, CEO Elektroplan, ging darauf ein, wie einfach es bereits mit der heute verfügbaren Technik ist, sehr viel Energie in bestehenden Gebäuden und zudem im Mobilitätsbereich zu sparen und damit einen geringeren Fussabdruck hinzukriegen, ohne dabei auf Komfort, Lifestyle und Sicherheit verzichten zu müssen. De Investitionen zahlten sich aus, weil weniger Technik und mehr Intelligenz eingesetzt werde und sich der Komfort damit klar verbessern liesse.

Flavio Ravani, CEO Swissrenova, verwies darauf, seine Firma baue heute Häuser so, dass sie kaum mehr Heizenergie brauchten. Das mache Sinn für die Umwelt und spare den Besitzern Geld. Das sei heute schon daily business und werde in Zukunft noch weiter zunehmen.

Die Volksinitiative für eine Grüne Wirtschaft will, dass die Schweiz bis 2050 nachhaltig wirtschaftet. Der «ökologische Fussabdruck» der Schweiz soll – auf die Weltbevölkerung hochgerechnet – eine Erde nicht überschreiten. Auch die EU und andere Länder haben sich ein solches Ziel gesetzt.

Bundesrat und Parlament werden die Umsetzungsschritte definieren. Laut den Befürwortern ist das Ziel identisch mit den Verpflichtungen, die die Schweiz mit dem Pariser Abkommen eingegangen ist.

Dokumente zum Download
Gerhard Andrey, von der Liip AG
Jürg Grossen, CEO Elektroplan
Ansgar Igelbrink, Präsident Bauwerk Brand (Medienmitteilung Bauwerk, Bildübersicht Cradle-to-Cradle Bauwerk)
Flavio Ravani, CEO Swissrenova
Markus Tonner, CEO von InnoRecycling
Tanja Rösner-Meisser, Unternehmensleiterin des Architekturbüros aardeplan
Samuel Schweizer, Mitglied des Verwaltungsrats der Ernst Schweizer AG

Pariser Klimaabkommen: Bedeutung für die Schweiz und die Wirtschaft

Dadurch verpasst die Schweiz die grosse Marktdynamik, die sich jetzt weltweit in den vorausgehenden Ländern aufbaut. swisscleantech ruft alle Stakeholder dazu auf, sich auf Paris-kompatible Ziele zu einigen und rasch eine wirtschaftsfreundliche Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Der Verband hat heute dazu ein Diskussionspapier veröffentlicht.

Wie die Bauwirtschaft und Hausbesitzer von der Initiative Grüne Wirtschaft profitieren

Im New Climate Economy Report (2014) wird deutlich aufgezeigt: Es ist ein sinnvolles Investitionsprogramm, unsere Infrastrukturen so umzubauen, dass sie nachhaltiger werden. Für den Energieverbrauch wie auch für den CO2-Ausstoss spielen die Wohngebäude eine wichtige Rolle. Dabei muss der ganze Gebäudebestand berücksichtigt werden. Neubauten weisen dank der Verschärfung der Baugesetze heute eine Qualität auf, die einen klimafreundlichen Betrieb ermöglichen. Rund 75% der bestehenden Bausubstanz ist jedoch nach wie vor in einem Zustand, der bezüglich Effizienz unbefriedigend ist.

Der Hausbesitzer muss sich daher heute fragen, wie sein Haus in 20 oder 30 Jahren auf dem Markt positioniert sein wird. Altbauten konkurrieren mit Neubauten, die einen höheren Komfort aufweisen und im Betrieb günstiger sind. Die Marktfähigkeit dieser Altbauten wird immer schlechter.

Deshalb lohnt es sich, bei der nächsten Sanierung den Energieverbrauch eines Gebäudes genauer anzuschauen und gezielt zu optimieren. Rechnet man den Komfortgewinn und die Energieeinsparungen über die ganze Lebensdauer, ist eine solche Sanierung bereits heute profitabel.

Um die Klimaziele zu erreichen, bräuchten wir eine Sanierungsrate von 2-3 %. Dies bedeutet, dass ein Gebäude etwa alle 40 Jahren umfassend saniert werden sollte. Dies ist ein Wert, der auch von Immobilienbewirtschaftern als vernünftig angeschaut wird. Zurzeit dümpelt die Sanierungsrate jedoch bei rund 1%. Der Sanierungszyklus beträgt 100 Jahre – viel zu lang.

Mit der Initiative «Grüne Wirtschaft» setzen wir uns ein klares Ziel. Dieses Ziel wird die Innovation in der Bauwirtschaft stimulieren und die Sanierungsrate ankurbeln.

Biokapazität: Die andere Seite der Gleichung

Die Reduktion von Emissionen ist nur eine Seite des ökologischen Fussabdrucks. Wieso sprechen wir nicht mehr über die andere Seite der Gleichung?” 

Ein «Fussabdruck von eins» bedeutet, dass die Emissionen von CO2 und anderen menschlichen Abfällen mit der Fähigkeit der Erde, diese Abfälle wieder zu binden, im Gleichgewicht sind. Die Fähigkeit, Abfälle zu binden, wird als Biokapazität bezeichnet. Nur fruchtbare Böden verfügen über Biokapazität. Auf der einen Seite der Gleichung steht also die Reduktion von Emissionen, auf der anderen Seite der Erhalt der Biokapazität.

 

Die Biokapazität vergrössern

Natürlich ist es korrekt, einen Schwerpunkt auf die Reduktion der Emissionen zu legen. Dies fordert auch das Klimaabkommen von Paris. Aber wer bezüglich Biokapazität resigniert und argumentiert, diese nehme sowieso ab in Zukunft, macht es sich zu einfach. Man kann zur Biokapazität Sorge tragen. Es ist sogar möglich, diese zu vergrössern, indem Flächen, die kaum mehr produktiv sind, wieder reaktiviert werden. Eindrücklich zeigt dies Ernst Götsch, ein Thurgauer Agronom. Er wurde kürzlich in Brasilien dafür ausgezeichnet, dass er eine 4.1 Quadratkilometer grosse Einöde in Brasilien in fruchtbares und produktives Land zurückverwandelt hat[1].

Damit solche Beispiele Schule machen, müssen die Methoden der modernen Agrotechnologie mit Techniken aus dem biologischen Landbau zusammenwachsen. Die moderne Agrotechnologie ist etwas einseitig auf hohe Ausbeute getrimmt. Dabei nimmt das Ökosystem Boden Schaden und die Fruchtbarkeit wird reduziert. Der biologische Landbau ist zwar arbeitsintensiv und bringt etwas tiefere Erträge, fördert jedoch die Bodenfruchtbarkeit und baut neues Bodenmaterial auf. Deshalb muss der nächste Innovationsschub in der Landwirtschaft darin bestehen, aus beiden Welten das Beste zu kombinieren. Dazu kann die Schweiz auch weltweit einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch hier gilt: Innovation ist der Weg aus der Sackgasse. Das Ziel, bis 2050 einen «Fussabdruck von eins» erreichen zu wollen, spornt an.

[1] http://www.vtgl.ch/thurgauer-bauer/archiv/der-weg-zurueck-zur-natur-3357.html

Medieninformation IGW

Dass die Schweiz langfristig nachhaltig werden muss, darüber sind sich alle einig. Welches Ziel bis 2050 erreicht werden kann, ist nicht zuletzt eine Frage des Massstabs, den man anlegt. Zwei wichtige Methoden zur Messung der Nachhaltigkeit sind die Umweltbelastungspunkte und der ökologische Fussabdruck. Dabei ist es einfacher, einen ökologischen Fussabdruck von eins zu erreichen als die Umweltbelastungspunkte auf ein nachhaltiges Niveau zu reduzieren. Bis 2050 einen «ökologischen Fussabdruck» von eins zu erreichen ist möglich, die Umweltbelastungspunkte genügend zu senken ist schwierig.

Die Initiative verlangt einen «Fussabdruck von eins» bis 2050. Dieses Ziel ist vergleichbar mit dem Ziel des international abgestützten Pariser Klimaabkommens. Dazu hat sich die Schweiz verpflichtet. Der Grund dafür: Der Fussabdruck errechnet sich zu einem Grossteil aus den CO2-Emissionen. Das Ziel der Initiative ist somit ambitioniert, aber machbar.

Der Bundesrat benutzt für seine Beurteilung hingegen die Methode der Umweltbelastungspunkte. Diese Methode ist umfassender als der Fussabdruck und stellt höhere Anforderungen. Es ist nachvollziehbar, dass der Bundesrat folglich betont, es sei schwierig, das Ziel zu erreichen.

Wenn das schwierigere Ziel bis 2050 kaum oder gar nicht zu erreichen ist, ist dann das einfachere Ziel auch nicht erreichbar? Logischerweise nicht.

swisscleantech verlangt, dass der Bundesrat die Frage beantwortet, ob das einfachere Ziel «Fussabdruck von eins» bis 2050 erreicht werden kann.

Weitere Informationen zu den beiden Messmethoden finde Sie hier:

Ökologischer Fussabdruck versus Umweltbelastungspunkte

Frühere Medienmitteilungen swisscleantech

Ressourcenproduktivität: Vorsicht bei der Interpretation

Als Beleg für die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft wird oft die Ressourcenproduktivität verwendet. Dieses Mass ist eine interessante Grösse, es ist jedoch gleichzeitig sehr trügerisch. Die Ressourcenproduktivität wird gemessen, indem das Bruttoinlandprodukt durch die Menge der Materialien dividiert wird, welche die Volkswirtschaft insgesamt verwendetet.

Da das Bruttoinlandprodukt die Wirtschaftsleitung einer Volkswirtschaft misst, macht diese Kennzahl auf den ersten Blick durchaus Sinn. Wer weniger Materialien verwendet, um das gleiche Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, der ist effizient, so würde man meinen. Diese Aussage stimmt aber eigentlich nur mit Bezug auf eine Branche, nicht aber mit Bezug auf eine Volkswirtschaft.

 

Wenn die Ressourcenproduktivität trügt

Es lohnt sich daher, etwas genauer hinzuschauen. Versuchen wir dies an einem Beispiel nachzuvollziehen: Betrachten wir ein Land, welches einem Strukturwandel unterworfen ist. Wenn im Rahmen dieses Strukturwandels die Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie abnehmen, dafür aber die Arbeitsplätze in der Versicherungsindustrie und im Bankensektor zunehmen, verändert sich dadurch auch die Ressourcenproduktivität der Volkswirtschaft. Da im Bankensektor sehr viel höhere Umsätze pro Mitarbeiter erwirtschaftet werden, als in der Fertigungsindustrie, steigt logischerweise das Bruttosozialprodukt an. Gleichzeitig ist aber der Ressourceninput im Finanzsektor kleiner als in der Fertigungsindustrie. Folglich steigt die Ressourcenproduktivität. Die Volkswirtschaft ist dadurch aber nicht sauberer geworden.

Das Beispiel ist nicht zufällig gewählt. Die Schweiz ist heute eine sehr stark dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft. Deshalb weist sie eine so hohe Ressourcenproduktivität auf.

Ressourcenproduktivität pro Branche

Wenn man die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft beurteilen möchte, müsste man also die Ressourcenproduktivität pro Branche messen. Zur Beurteilung der Ressourcenproduktivität einer Branche, muss man die Produktionsverfahren jedes Unternehmens mit den besten verfügbaren Technologien vergleichen. Das ist aufwändig und wurde bisher nur für einzelne Firmen, jedoch noch nie für ganze Branchen gemacht.

Oft ist es daher besser, sich an absoluten Mengen, statt an relativen Grössen zu orientieren. Eine gute Kennzahl ist zum Beispiel die pro Kopf Emissionen von CO2 in der Schweiz. Für diese Grösse gibt es zwei Kennzahlen: Die Inlandemissionen pro Kopf und die Emissionen, die jeder Schweizer verursacht, wenn man auch die Importe und Exporte berücksichtigt. Diese Zahl, auch konsumbasierte Emissionen sagt etwas aus über die Nachhaltigkeit einer Volkswirtschaft, zumindest bezüglich Klimawandel. Auch an dieser Zahl kann abgelesen werden, dass die Schweiz stark dienstleistungsorientiert ist: Mehr und mehr importieren wir Güter und verursachen so Emissionen im Ausland.

Die untenstehende Grafik, die einer Publikation der OECD entnommen wurde, zeigt den Unterschied zwischen selbst produzierten Emissionen und konsumbasierten oder «grauen Emissionen». Sie vergleicht die Emissionen der Schweiz mit den Emissionen der anderen OECD – Länder. Die grauen Emissionen sind in der Schweiz besonders hoch, gerade weil wir eine dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft mit hohem Importanteil sind. Kein Grund also, die Hände in den Schoss zu legen.

Gegenstimmen behaupten, die Schweizer Wirtschaft sei bereits besonders nachhaltig. Deshalb müsse man nichts mehr tun. Dies könne man aus einem Vergleich der Ressourcenproduktivität ableiten

swisscleantech schüttelt vehement den Kopf und liefert dem Warmduscher eine umfassende Antwort:

Als Beleg für die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft wird oft die Ressourcenproduktivität verwendet. Dieses Mass ist eine interessante Grösse, es ist jedoch gleichzeitig sehr trügerisch. Die Ressourcenproduktivität wird gemessen, indem das Bruttoinlandprodukt durch die Menge der Materialien dividiert wird, welche die Volkswirtschaft insgesamt verwendetet.

Da das Bruttoinlandprodukt die Wirtschaftsleitung einer Volkswirtschaft misst, macht diese Kennzahl auf den ersten Blick durchaus Sinn. Wer weniger Materialien verwendet, um das gleiche Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, der ist effizient, so würde man meinen. Diese Aussage stimmt aber eigentlich nur mit Bezug auf eine Branche, nicht aber mit Bezug auf eine Volkswirtschaft.

Wenn die Ressourcenproduktivität trügt

Es lohnt sich daher, etwas genauer hinzuschauen. Versuchen wir dies an einem Beispiel zu erklären: Nehmen wir ein Land, welches einem Strukturwandel unterworfen ist. Wenn im Rahmen dieses Strukturwandels die Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie abnehmen, dafür aber der Anteil an Arbeitsplätzen in der Versicherungsindustrie und im Bankensektor zunimmt, verändert sich dadurch auch die Ressourcenproduktivität der Volkswirtschaft. Da im Bankensektor sehr viel höhere Umsätze pro Mitarbeiter erwirtschaftet werden als in der Fertigungsindustrie, steigt logischerweise das Bruttosozialprodukt an. Gleichzeitig ist aber der Ressourceninput in der Fertigungsindustrie grösser als im Finanzsektor. Folglich steigt die Ressourcenproduktivität. Die Volkswirtschaft ist dadurch aber nicht sauberer geworden.

Das Beispiel ist nicht zufällig gewählt. Die Schweiz ist heute eine sehr stark dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft. Deshalb weist sie eine so hohe Ressourcenproduktivität auf.

Ressourcenproduktivität pro Branche

Wenn man die Nachhaltigkeit einer Wirtschaft beurteilen möchte, müsste man also die Ressourcenproduktivität pro Branche messen und jeweils mit einer Branche vergleichen, welche die besten verfügbaren Technologien verwendet. Das ist aufwändig und wurde bisher nur in einzelnen Fällen gemacht. Oft ist es besser, sich an absoluten Mengen, statt an relativen Grössen zu orientieren. Eine gute Kennzahl ist zum Beispiel die pro Kopf Emissionen von CO2 in der Schweiz. Hier kann ebenfalls abgelesen werden, dass die Schweiz stark dienstleistungsorientiert ist: Mehr und mehr importieren wir Güter und verursachen so Emissionen im Ausland.

Die untenstehende Grafik, die einer Publikation der OECD entnommen wurde, zeigt den Unterschied zwischen selbst produzierten Emissionen und konsumbasierten oder «grauen Emissionen». Sie vergleicht die Emissionen der Schweiz mit den Emissionen der anderen OECD – Länder. Die grauen Emissionen sind in der Schweiz besonders hoch, gerade weil wir eine dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft mit hohem Importanteil sind. Kein Grund also, die Hände in den Schoss zu legen.