So macht das revidierte CO2-Gesetz Sinn

Lenkungsabgaben vor Subventionen

swisscleantech vertritt die Position, dass eine Schwächung von Lenkungsabgaben, so wie dies hier im Vergleich zur letztjährigen Version des revidierten CO2-Gesetzes teilweise stattfindet, ein Schritt in die falsche Richtung ist. Im Gegenteil: Lenkungsabgaben sollten als Instrument gestärkt und den Subventionen, wann immer möglich, vorgezogen werden. Parallel regen wir dazu an, den Stimmbürger*innen die Funktionsweise von Lenkungsabgaben schlüssiger zu erklären und beispielhaft zu veranschaulichen, um das Potential dieses Instruments auch vollumfänglich ausschöpfen zu können. Mehr dazu:  «Über den Nutzen von Lenkungsabgaben in der Schweizer Energiepolitik – eine Replik»

Auslandkompensationen sind keine Lösung – swisscleantech fordert höhere Reduktionsziele

Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es nicht möglich sein wird, die CO2-Neutralität durch Kompensationen zu erreichen, ist es für swisscleantech nicht nachvollziehbar, weshalb der Bundesrat im Gesetz einerseits an den aktuellen Reduktionszielen festhält und andererseits auf einen Emissionsreduktionen-Mix von 60% im Inland und 40% im Ausland (bezogen auf 1990) zurückfallen will.

Das Potenzial für Emissionsreduktionen ist vorhanden, und gerade die sich beschleunigende Entwicklung im Bereich der Elektromobilität zeigt, dass viel mehr möglich ist, wenn die Angebote auch tatsächlich vorhanden sind. Eine der wichtigsten Forderungen von swisscleantech an den Bundesrat ist daher, die Reduktionsziele zu erhöhen und bei den Massnahmen sicherzustellen, dass durch einen klugen Mix von Lenkung und Förderung diese Ziele auch erreicht werden können. swisscleantech setzt sich wie bereits 2018 für ein Gesamtziel von 60% mit einem Inland-Anteil von 75% ein. Es ist wichtig, auch ein Inlandziel im Gesetz festzuhalten.

Mobilität – Ladeinfrastruktur muss zusätzlich gefördert werden

swisscleantech setzt sich für die Dekarbonisierung des Mobilitätssektors ein und unterstützt Massnahmen und Methoden, die in diese Richtung zielen und im Sinne einer klimatauglichen Wirtschaft umgesetzt werden. Die positive Entwicklung, dass der Marktanteil der Steckerfahrzeuge (PEV) signifikant zunimmt und sich der Elektroautomarkt in einem exponentiellen Markthochlauf befindet, muss mit dem neuen CO2-Gesetz weiter vorangetrieben werden.

Eine finanzielle Förderung der Ladeinfrastruktur, wie im Gesetz vorgesehen, ist also immens wichtig.  Jedoch erachten wir die vorgeschlagene Fördersumme als zu gering, um einen Anreiz für einen flächendeckende und ausreichende Ladeinfrastruktur für den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu schaffen. Auch müssen alle betroffen Sektoren – das heisst MIV, ÖV, und Güterverkehr – in die Diskussion um Infrastrukturförderung einbezogen werden.

Gebäude als Hauptverursacher mit viel Einsparpotenzial

Mit rund einem Viertel der CO2-Emissionen sind die Gebäude nach wie vor einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen. Gebäude stossen vor allem im Winter Treibhausgase aus und ihr Energieverbrauch hat einen direkten Einfluss auf die Energie-Versorgungssicherheit der Schweiz. Daher muss der Dekarbonisierung des Gebäudebestandes grosse Bedeutung beigemessen werden. Wir befürworten daher die Weiterführung des Gebäudeprogrammes im revidierten CO2-Gesetz, empfehlen jedoch parallel dazu auf weitere Massnahmen zu setzen, die es den Hauseigentümer*innen erlauben, Gebäudemodernisierungen einfacher zu finanzieren und ihre Gebäude einfacher mit erneuerbaren Wärmeträgern zu versorgen. Wir regen daher in der Vernehmlassungsantwort an, dass der Bund zur Förderung der Dekarbonisierung der Gebäude sogenannte Energie- und Dekarbonisierungsdarlehen schafft, die durch Bürgschaften des Staates abzusichern sind.

Zielvereinbarung weiterhin wichtiges Instrument zur CO2-Emissionsminderung

In der Wirtschaft stellen verbindliche Zielvereinbarungen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen ein funktionierendes System dar, welches beibehalten werden soll und nach dem neuen Gesetz auch wird. Insbesondere begrüssen wir hier die Ausweitung des Programms mit den Verminderungsverpflichtungen auf alle Unternehmen, regen jedoch an, das System der Zielvereinbarungen aufgrund der eingangs dargestellten Dringlichkeit bezüglich des Ziels zu verschärfen. Es ist sicherzustellen, dass die Wirtschaft ebenfalls ambitioniert im Rahmen ihrer Möglichkeiten agiert. 

Zur ausführlichen Stellungnahme (PDF)

 

 

Das Weltklima zwischen Hoffnung und mehr als kostspieligem Umweg

Rentable Klimaschutzmassnahmen insbesondere in der Stromproduktion, bei Bestandsbauten und im Verkehrsbereich

Die Liste der möglichen Klimaschutzmassnahmen, die durch den Bericht untersucht werden, ist lang und zeigt, wo die Prioritäten gesetzt werden müssen: Das grösste und kostengünstigste Potenzial zur Reduktion der CO2-Emissionen liegt im beschleunigten Ausstieg aus den fossilen Energien und gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion durch Wind und Sonne. Aber auch im Bereich der Effizienzsteigerungen zeigt der Bericht viele Chancen auf: Beispielsweise stufen die Autor*innen Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs bei Gebäuden als rentabel ein. Diese Massnahmen – wie etwa eine Gebäudeisolation – sparen also über die Lebensdauer mehr Geld ein als für die Massnahme ausgegeben werden muss. Interessant ist weiter, dass der Bericht bezüglich Neubauten zu einem anderen Schluss kommt. Diese können zwar helfen, Emissionen zu reduzieren, sind jedoch pro eingesparte Tonne CO2 teurer als vergleichbare nachgerüstete Bestandsbauten (Retrofits). Der Grund für diese Einschätzung dürfte die Tatsache sein, dass in bestehende Gebäude bereits sehr viel graues CO2 investiert wurde. Reisst man diese Gebäude ab, geht diese Investition verloren. Auch im Bereich des Verkehrs gibt es viele rentable Massnahmen. Grosses Potenzial wird nicht nur dem Wechsel auf elektrische Antriebe zugesprochen, auch der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bleibt ein wichtiger Pfeiler in der Umsetzung des Klimaschutzes. Der letzte Teil des neusten Weltklimaberichts bestätigt somit viele Stossrichtungen, die auch swisscleantech aktiv verfolgt.

Die Dekarbonisierung des Energiesektors als grosser Schritt Richtung CO2-Neutralität

Mit dem Bericht bestätigen die Wissenschafter*innen einmal mehr, dass weiterhin Möglichkeiten bestehen, um den Klimawandel rechtzeitig zu stoppen und den menschengemachten Temperaturanstieg unter 1.5 °C zu halten. Allerdings ist notwendig, die Emissionen jetzt beschleunigt zu reduzieren. Anders als vor zehn Jahren ist dies heute möglich. Tatsache ist, dass die Kosten für die erneuerbaren Energien drastisch gefallen sind und sie mittlerweile vielfach günstiger sind als die fossilen Alternativen. Berücksichtigt man jedoch, dass die beiden bestetablierten neuen erneuerbaren Energien – Windenergie und die Solarenergie – bisher erst rund 10 % der Energieversorgung sicherstellen, wird auch deutlich, dass der Weg noch lang ist.

Quelle: IPCC Sachstandsbericht 2022

Gleichzeitig macht der steile Anstieg der Produktionskapazitäten auch Hoffnung: Mehr als 90 % der Zunahme der Stromproduktion durch Solarenergie erfolgte in den letzten zehn Jahren und auch die weltweite Windenergieproduktion wurde im letzten Jahrzehnt verdreifacht. Gelingt es, diese Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten, wird die Dekarbonisierung des Energiesektors möglich. Damit wäre ein grosser Schritt Richtung CO2-Neutralität geschafft, verursacht der Energiesektor doch mehr als 50 % der weltweiten Emissionen.

Die Politik hinkt hinterher und riskiert mehr als kostspieligen Umweg

Diese hoffnungsvolle Sicht steht jedoch in starkem Kontrast zu den Massnahmen, welche die Nationen bisher getroffen haben – gemessen an den Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens. Die aktuell vereinbarten Massnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen würden den Ausstoss lediglich auf etwa 60 Gigatonnen pro Jahr stabilisieren. Damit bliebe die notwendige CO2-Neutralität im Jahr 2050 in weiter Ferne. Tatsache ist: Handeln ist angesagt! Will man die Temperaturen unter 2 °C stabil halten und verpasst den frühzeitigen Ausstieg, bedeutet dies, dass wir in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts grosse Mengen von Treibhausgasen aus der Atmosphäre herausfiltern und im Boden deponieren müssen. Potenziale für negative Emissionen sind zwar vorhanden und sie werden auch benötigt, um nicht vermeidbare Emissionen wie beispielsweise in der Zementherstellung zu kompensieren – ihre Möglichkeiten bleiben aber begrenzt und die Kosten sind hoch. Heute zu zaudern und später mit drastischen Massnahmen nachzubessern ist fahrlässig und für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft äusserst schädlich.

 

Darum: Die Zeit für engagiertes Handeln ist jetzt. Wir bleiben dran!

 

Vom Wissen zum Handeln – mit der Wyss Academy for Nature und swisscleantech

«Wie gelangen wir von gesichertem Wissen zu nachhaltigem Handeln?»
Diese Frage ist für die Wyss Academy for Nature und swisscleantech gleichermassen zentral: Wissenschaftliche Erkenntnisse bilden den Ausgangspunkt zur Findung effektiver und nachhaltiger Lösungen. Der Auftrag der Wyss Academy for Nature ist dabei ebenso klar wie umfassend: Als «Akademie für die Natur» werden die nächsten zehn Jahre entscheidend, um den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Degradation der natürlichen Ressourcen umzukehren. Dazu gehört mehr denn je auch, Ungleichheit zu bekämpfen und Klimagerechtigkeit zu festigen – sei es in Südamerika, Südostasien, Ost-Afrika oder in Bern.

Das Wirkungsfeld der Wyss Academy for Nature ist damit inhaltlich wie auch geografisch breiter als dasjenige von swisscleantech; und doch – oder gerade deshalb – eröffnet die neue Partnerschaft viele Synergien: Beide Organisationen haben zum Ziel, dem Klimawandel nachhaltige Lösungen entgegenzusetzen und legen viel Wert auf Innovation, Vernetzung und Wissensaustausch. Diese Arbeit heisst immer auch Zusammenarbeit und damit wesentlich Einbezug von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Der Hub Bern als Inspiration für die Schweiz und darüber hinaus
Besonders spannend werden damit auch die Projekte des Hub Bern der Wyss Academy, beispielhaft die Gebäudemodernisierung hin zur CO2-Neutralität: Das modernisierte Plusenergie-Haus in Romanshorn aus den 1960er Jahren produziert heute mehr Energie, als für Warmwasser, Heizung, Wohnungslüftung und Haushaltsstrom benötigt wird. Parallel dazu arbeitet swisscleantech an Rahmenbedingungen zur Finanzierung von Gebäudemodernisierungen, die für eine Vielzahl von Hauseigentümer*innen interessant sind. In beiden Vorprojekten ist der Kanton Bern involviert; und in beiden Fällen sind weiterführende Projekte mit Partnerstädten und -kantonen geplant.

Viele Berührungspunkte werden sich auch in den Themenfeldern Kreislaufwirtschaft oder zu CO2-neutralen Tourismusregionen ergeben – die Wyss Academy begleitet so die Tourismusregion und das UNESCO-Weltnaturerbe Oberland-Ost hin zur CO2-Neutralität. Zum Thema klimaneutrale Städte hatte swisscleantech jüngst eine Veranstaltung mitorganisiert und lud am 3. März zur Diskussion nachhaltigen Reisens mit Google Schweiz, myclimate, der Hochschule Luzern und AccorHotels.

Eine gerechte und nachhaltige Welt ist möglich. Um dem Klimawandel zu begegnen, braucht es eine breite Koalition und eine geteilte Vision, die auf Fakten beruht. Wir freuen uns auf diese Partnerschaft.

Matthias Schmid-Huberty
COO Wyss Academy for Nature

 

Die Wyss Academy for Nature und swisscleantech vereint das Ziel, im Klimaschutz deutlich schneller voranzukommen. Beide Organisationen bringen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen. Deshalb freuen wir uns auf den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit in konkreten Projekten.

Fabian Etter
Co-Präsident swisscleantech

 

Über die Wyss Academy for Nature
Die Wyss Academy for Nature an der Universität Bern ist ein Ort der Innovation, an dem Forschung, Wirtschaft, Politik und Gemeinschaften zusammenkommen, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu entwerfen.

www.wyssacademy.org

Fossile Unabhängigkeit für Frieden und Klimaschutz

Im für uns einfachsten, jedoch für die Betroffenen nicht minder schwierigen Fall kann spekuliert werden, dass der heftige Widerstand des ukrainischen Volkes zu einem Regimewechsel in Russland führt. Aber abgesehen von Sanktionen, deren Wirksamkeit nach wie vor umstritten sind, bleiben die Hände der westlichen Welt gebunden. Ein Eingreifen der NATO würde zu einer unvorhersehbaren Eskalation führen und verbietet sich mit Blick auf die russischen Atomwaffen wohl auch in Zukunft.

Sollte ein konstruktiver Regimewechsel in Russland erfolgen, könnten wir zum business as usual zurückkehren und bezüglich des Umbaus unseres fossilen Energieversorgungssystems zum ursprünglichen Plan zurückkehren.

Wahrscheinlicher ist es nach wie vor, dass das russische Regime seine Strategie umsetzen kann und – wenn auch vielleicht nur kurzfristig – die ganze Ukraine oder wichtige Teile davon besetzen wird. In der Folge bliebe das bestehende russische Regime an der Macht. Eine Frage ist, was dies für die westliche Hemisphäre bedeutet – und damit auch, was es für unsere Energieversorgung bedeuten wird.

In diesem Fall steht die westliche Welt vor einer schwierigen Entscheidung; duldet sie die Unterjochung eines freien Landes oder nicht? Tut sie das, wird sie davor zurückschrecken, die Öl- und Gaslieferungen aus Russland mit Sanktionen zu belegen. Es bleibt in diesem Fall abzuwarten, ob die anderen Sanktionen einen bleibenden Effekt haben werden oder nicht.

Bezüglich der Energieversorgung könnte man in diesem Fall hoffen, dass sich die Energiepreise wieder normalisieren – es sei denn, Russland macht seine Drohung war und schränkt die Lieferungen nach Europa ein. Geschieht dies, ist davon auszugehen, dass die Energiepreise zumindest kurzfristig hoch bleiben, bis es gelingt, die Lieferungen aus Russland zu ersetzen. Bedauerlicherweise wird dies kaum erfolgreich sein, ohne anderen autoritären Potentaten – diesmal im Nahen Osten – zu huldigen.

Ein ähnlicher Effekt würde sich auch einstellen, wenn Europa den USA folgt und russisches Öl und Gas mit einem Embargo belegt. Kurzfristiger Ersatz wäre nur beschränkt verfügbar und müsste teuer bezahlt werden. Gleichzeitig würde sich das Ölgeschäft in zwei Märkte aufteilen: einen mit russischem und einen ohne russisches Öl, wobei das russische Öl mit erheblichem Preisabschlag an jene verkauft würde, welche weiterhin keinen Skrupel haben, sich die Droge Erdöl von Putin liefern zu lassen. Dies hätte den wüsten Effekt, dass die Wirtschaft vieler autoritärer Regimes – vorab China – durch günstigere Erdölpreise gestärkt würde.

Für die russische Wirtschaft wäre ein solches Embargo gleichwohl desaströs: Zwar kann Erdöl grundsätzlich weltweit verkauft werden, die russische Infrastruktur zur Lieferung von Gas ist jedoch fast ausschliesslich auf Europa ausgerichtet. Mit 56.2 Milliarden Euro machten die russischen Gasexporte 2019 rund 40% der Einnahmen aus dem Verkauf von fossilen Energieträgern aus. Inwiefern eine solche Massnahme das Regime in die Knie zwingen würde, lässt sich nur schwer beurteilen und hat auch viel damit zu tun, wie weit das Regime willens und in der Lage ist, die Repression im Inland weiter zu erhöhen. 

Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass die Energiepreise hoch bleiben, selbst wenn der Westen darauf verzichtet, seine Energiepolitik unter Ausschluss von Russland neu zu orientieren. Erinnerungen an die Energiekrisen der 70er Jahre werden wach, Befürchtungen einer Rezession wachsen begreiflicherweise. Dem kann entgegengehalten werden, dass der Anteil der Energiekosten an den Vorleistungen der Wirtschaft in den letzten 50 Jahren gesunken ist und sich die Wirtschaft auf veränderte Preise gut einstellen kann.

Sorgen sollte uns aber machen, dass die jüngsten Ereignisse wohl einen Trend zur Aufrüstung lostreten wird. Diese Überlegung mag eine Berechtigung haben, darf aber nicht zum Vorwand genommen werden, das Engagement im Klimaschutz zurückzustellen. Dafür sprechen auch sicherheitspolitische Überlegungen: Man muss davon ausgehen, dass der Klimawandel in den besonders betroffenen Gebieten zu einer Destabilisierung führen wird.       

Wie wir es drehen und wenden: Die Aussichten sind unerfreulich. Die Analyse legt aber einmal mehr schonungslos offen, dass es nicht nur aufgrund der Klimakrise sinnvoll ist, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen. Der Krieg in der Ukraine ist nicht der erste Fall, in dem autokratische Diktatoren durch unsere Abhängigkeit gestärkt wurden und schreckliches Leid über Menschen bringen. Die Massnahmen der EU, welche die Abhängigkeit von russischem Gas um zwei Drittel reduzieren sollen, sind nur auf den ersten Blick beruhigend. Viele der Massnahmen sehen die Diversifizierung der Erdgas-Quellen vor. Es ist zumindest ein Lichtblick, dass die EU die aktuelle Krise gleichzeitig zum Anlass nehmen will, auch den Ausstieg aus den fossilen Energien zu beschleunigen und dazu den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Das Programm legt aber schonungslos offen: Ein Ausstieg aus den fossilen Energien ist nicht von einem Tag auf den anderen zu haben. Es braucht eine vorausschauende Planung über Jahrzehnte, die beispielsweise Italien sträflich vermissen liess. Da der Fokus bisher im Wesentlichen auf Erdgas mit Lieferschwerpunkt Russland gesetzt wurde, muss die Sonnenstube Europas nun auf den Beschluss, seine Kohlekraftwerke bis 2025 auszuschalten, zurückkommen. Auch Deutschland will so Reserven schaffen.

Mit Blick auf die Schweiz kann festgehalten werden, dass die direkte Abhängigkeit der Schweiz von Russland nicht besonders gross ist. Allerdings beziehen wir den Grossteil unserer Energieträger aus dem europäischen Markt. Die veränderten Preise werden  voll auf die Schweiz durchschlagen. Natürlich könnte die Schweiz allfällige Sanktionen umgehen. Dieser Weg wäre aber mit erheblichen Reputationsschäden verbunden und würde jegliche Unterstützungsrhetorik für die Ukraine als Worthülsen entlarven.

Für den Ausbau der Erneuerbaren und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern gelten auch für die Schweiz die oben gemachten Feststellungen: der Ausbau Der einheimischen erneuerbaren Energien muss von langer Hand geplant werden. In diesem Zusammenhang ist es erstaunlich, dass das Argument einer höheren Selbstversorgung im Rahmen der Diskussion um das CO2-Gesetz im letzten Sommer kaum Widerhall fand. Es ist zu hoffen, dass dieses Argument in kommenden Abstimmungen mit den schmerzlichen Erfahrungen dieses Winters mehr Gewicht bekommt.

Fakt bleibt: Der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung ist kurzfristig schwierig, aber mittelfristig machbar und wird für die Volkswirtschaften insgesamt von Vorteil sein, da diese Strategie Arbeitsplätze schafft und solche aussen- und klimapolitisch hochproblematischen Abhängigkeiten entschärft.

Eine nachhaltige Zukunft fürs Reisen

Beim Thema Nachhaltigkeit geht Google mit ambitionierten Zielen voran: Bis 2030 möchte Google die eigenen Rechenzentren und Standorte rund um die Uhr mit CO2-freier Energie betreiben.

Zudem möchte Google mehr als eine Milliarde Nutzer*innen ermöglichen, ihren eigenen CO2-Footprint zu senken. Um dies zu erreichen, bietet Google eine Reihe von neuen Produktfeatures, die Nutzer*innen die Entscheidung für nachhaltige Optionen insbesondere beim Thema Reisen erleichtern können. Dazu gehören Tools, die umweltfreundlichere Alternativen für Flüge und Hotels aufzeigen, sowie eine umweltfreundliche Routenplanung auf Google Maps.

Und eine dieser klimafreundlichen Innovationen hat ihren Ursprung in der Schweiz: Im Rahmen einer Kooperation mit Forschenden der ETH Zürich haben Software-Entwickler*innen bei Google Schweiz das Flugsuchportal Google Flights um eine neue Funktion ergänzt, mit der sich die Flugoptionen für eine Route innerhalb mehrerer europäischer Länder nun auch nach CO2-Emissionen sortieren lassen. Ein spannendes Beispiel einer klimaschonenden Option für Reisende "made in Switzerland".

Der Flugverkehr hat einen wesentlichen Einfluss auf die Erderwärmung. 2% der vom Menschen verursachten CO2-​Emissionen entstehen durch Flugzeuge, die zudem zur Bildung von Zirruswolken beitragen, welche die Klimaerwärmung noch verstärken. Dennoch wurde international bislang nur wenig unternommen, um die Luftfahrtindustrie mit den Zielen des Pariser Klima-​Abkommens in Einklang zu bringen. Das  globale CO2-​Reduktions- und Kompensations-​System «Carbon Offsetting and Reduction Scheme in International Aviation» sieht zwar ein klimaneutrales Wachstum der Branche ab 2020 vor – allerdings bis 2026 nur auf freiwilliger Basis. Wie man den Einfluss des globalen Flugverkehrs aufs Klima nachhaltig reduzieren kann, wurde und wird an der ETH Zürich unter anderem im Rahmen der Initiative on the Decarbonisation of Aviation oder der Mobilitätsplattform untersucht. Durch das Forschungsprojekt hat sich auch eine Kooperation mit Google entwickelt.  Die ETH-Forschenden arbeiteten dabei eng mit dem Google Flights Team in Zürich zusammen.

So verfügt das Flugsuchportal Google Flights seit Kurzem über eine neue Funktion, mit der sich die Flugoptionen für eine Route innerhalb mehrerer europäischer Länder nun auch nach CO2-​Emissionen sortieren lassen. Sundar Pichai, CEO von Alphabet/Google, stellte das Projekt vor einigen Monaten höchstpersönlich vor.

 

In Google Flights kann man neu die CO2-Emissionen nach Flug – und nach Sitzplatz – einsehen.

 

In Google Flights stehen somit Informationen zu CO2-Emissionen zur Verfügung. Für jeden Flug kann man sich pro Sitzplatz die damit verbundenen Emissionen anzeigen lassen und schnell Optionen mit geringerem CO2-Ausstoss finden. Und bei der Suche nach einem Hotel werden Informationen zu dessen Nachhaltigkeitsmassnahmen angezeigt, von der Abfallreduktion über Wassersparmassnahmen bis hin zur Green Key- oder EarthCheck-Zertifizierung.

Diese Auswahl von nachhaltigen Optionen kann ein wichtiger Schritt sein, um Menschen, die sich für einen Flug interessieren, direkt bei der Auswahl von Flügen über die Klimaauswirkungen zu informieren.

Nachhaltige Mobilität

Neue Tools unterstützen Reisende somit zunehmend nachhaltige Reiseentscheidungen – von der Flugbuchung bis zur Wahl der Unterkunft – zu treffen.

Die Fahrt mit dem Auto ist eine der CO2-intensivsten Entscheidungen, die Menschen täglich treffen. Seit Oktober 2021 wird Google Maps daher in den USA und ab 2022 auch in Europa standardmässig die Route mit den geringsten CO2-Emissionen anzeigen, wenn die geschätzte Ankunftszeit mit der schnellsten Route vergleichbar ist. Bei Google schätzt man, dass dadurch über eine Million Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden können – das entspricht dem Wegfall von über 200.000 Autos auf der Strasse – und dass die Menschen durch den geringeren Kraftstoffverbrauch auch Geld sparen.

Künstliche Intelligenz für effizientere Ampelschaltungen

In Google Maps können Nutzer*innen stets die umweltfreundlichste Route auswählen. Das Technologieunternehmen arbeitet aber auch daran, dass die Autos, die weiterhin unterwegs sind, umweltfreundlich sind. In der Suche erleichtern wir die Anzeige von Hybrid- und Elektrofahrzeugen, den Vergleich mit benzinbetriebenen Modellen und die Suche nach Rabatten, um die tatsächlichen Kosten vor dem Kauf zu ermitteln. Diese Funktionen werden noch in diesem Jahr in den USA eingeführt, weitere folgen im Jahr 2022.

Natürlich ist die nachhaltigste Entscheidung oft die, gar kein Auto zu kaufen. Aus diesem Grund führt Google Maps einfachere Navigationsfunktionen für Velofahrer ein und erleichtert die Suche nach Velos und Scootern in über 300 Städten auf der ganzen Welt, darunter auch in Zürich als erste Schweizer Stadt.

Gleichzeitig suchen die Google Teams nach Wegen, um die Routen in gesamten Städten effizienter zu gestalten, indem erste Forschungsergebnisse mit künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Effizienz von Verkehrsampeln genutzt werden. Google hat diese Technologie zur Vorhersage von Verkehrsbedingungen und zur Optimierung von Ampelschaltungen in Israel erprobt und konnte eine Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und der Wartezeiten an Kreuzungen um zehn bis 20 % feststellen. Das Potenzial, welches sich hier bietet, ist riesig.

Mehr nachhaltige Optionen beim Reisen mit Google

Bei all diesen Bemühungen ist es stets das Ziel von Google, die Entscheidung der Nutzer*innen für nachhaltige Optionen einfacher zu gestalten. Auf individueller Ebene mögen diese Entscheidungen klein erscheinen, aber wenn man sie über alle Google Produkte hinweg multipliziert, ergeben sie grosse Einsparpotenziale.

Nur durch gemeinsames Vorgehen kann das Voranschreiten des Klimawandels verlangsamt und abgeschwächt werden – und Google wird auch künftig nach innovativen Wegen suchen, wie Tools und Technologien uns Allen dabei helfen können, bewusstere und nachhaltigere Optionen beim Reisen zu treffen.

Nachhaltiges Reisen & Mobilität – eine herausgeforderte Branche auf dem Weg zur CO2-Neutralität

Die Partnerschaft von Google Schweiz und swisscleantech fokussiert mitunter auf Best Practices von Google, die mit der swisscleantech-Community geteilt werden – so findet am Donnerstag, 10. März eine Online-Veranstaltung mit Patrik Reali, Engineering Manager Travel Sustainability von Google Schweiz statt, der Herausforderungen und Chancen rund um Google Flights aufzeigen wird:

Zur Veranstaltung und zum Programm

 


Quellen

Building a sustainable future for travel (Google Blogpost)
Mehr nachhaltige Optionen mit Google (Google Blogpost)
Our third decade of climate action: Realizing a carbon-free future (Google Blogpost)
Sustainable with Google (Press Kit Oktober 2021)
Jedes Kilogramm CO2 zählt (ETH Zürich News)

Neue Modelle für die Finanzierung von Gebäudemodernisierungen

Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral werden, das verlangt das Pariser Klimaabkommen und ist vom Bundesrat unlängst bekräftigt worden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jährlich 3 Prozent der Gebäude energetisch saniert werden. Die Quote liegt aber seit Jahren unter 1 Prozent. Bei diesem Tempo dauert es bis ins 22. Jahrhundert, um den gesamten Gebäudepark klimatauglich zu machen.

Verzichten Hausbesitzer darauf, ihre Gebäude klimaneutral zu modernisieren, laufen sie Gefahr, dass der Verkaufswert ihrer Immobilien sinkt. Dies ist nicht nur fürs Klima schlecht, da Wohneigentum einen Grossteil des privaten Vermögens ausmacht.

Immobilienbesitzer*innen lassen die energetischen Massnahmen aus unterschiedlichen Gründen bleiben. Zum einen sind die einmaligen Investitionen erheblich. Zum anderen haben Fenster, Fassaden und Dächer eine Lebensdauer von 30 Jahren und mehr. Doch viele Hausbesitzer*innen kalkulieren nur für 10 bis 15 Jahre, und in dieser kurzen Betrachtung lohnt sich die Modernisierung häufig nicht. Über den gesamten Lebenszyklus gerechnet zahlen sich die Investitionen aber sehr wohl aus. Das zeigt das Beispiel einer Siedlung mit mehreren Mehrfamilienhäusern, das das Beratungsunternehmen BS2 AG nachgerechnet hat.

Ausweg aus dem Dilemma
Was braucht es, um aus diesem Dilemma herauszukommen? Zusammen mit Expert*innen aus der Bau- und Finanzwirtschaft hat swisscleantech einen neuen Ansatz zur Finanzierung von Gebäudemodernisierungen entwickelt.

Die Idee ist, dass Bauherrschaften, die bereit sind, ihre Liegenschaften energetisch zu modernisieren, ein langfristiger Kredit zur Verfügung gestellt wird. Das Geld muss für energetische Investitionen in Gebäudehülle und -technik verwendet werden, die eine lange Lebensdauer haben. Die Gelder für diese Darlehen stammen von Versicherungen, Pensionskassen und Banken. Um die Risiken für die Geldgeber*innen zu minimieren, übernimmt der Staat das Ausfallrisiko, das durch die längere Laufzeit des Kredits entsteht. Im Gegenzug profitiert der Staat, weil es gelingt, im Gebäudesektor die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen.

Kredit über den gesamten Lebenszyklus
Bei einer solchen Finanzierung gehen die Hauseigentümer*innen einen langfristigen Vertrag ein und verpflichten sich, jährlich einen fixen Beitrag für Amortisation und Zins zu bezahlen. Gegenüber klassischen Hypotheken besteht dabei ein zentraler Unterschied: Der Kredit wird über den ganzen Lebenszyklus der Investition zurückbezahlt. Dadurch sichern sich die Hauseigentümer gegen Schwankungen der Energiepreise und steigende CO2-Abgaben ab und machen ihre Gebäude für die Zukunft fit. Finanzinstituten gelingt es, ihre Gelder langfristig und klimawirksam anzulegen, was bei den anhaltenden Tiefstzinsen besonders relevant ist.

Umfangreiche Stakeholder-Diskussionen und weiterführende Abklärungen
Diese 2019 lancierte Idee wurde mit zahlreichen Fachleuten und politischen Stakeholdern diskutiert. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen hat sich swisscleantech 2020 entschlossen, das Projekt weiter zu verfolgen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern wird seit April 2020 überprüft, wie die konkrete Ausgestaltung eines solchen Fonds aussehen könnte. Dazu müssen nicht nur wirtschaftliche Fragen geklärt werden; es muss auch im Detail untersucht werden, welche Rechte und Pflichten die Beteiligten übernehmen. Die Diskussionen haben die Voraussage bestätigt, dass solche langfristigen Kredite nur realisiert werden können, wenn der Staat bereit ist, langfristige Risiken zu übernehmen. Eine solche Risikoübernahme macht Sinn, weil es ein noch grösseres volkswirtschaftliches Risiko darstellen würde, wenn wir unseren Gebäudebestand nicht rechtzeitig so umgestalten können, dass er CO2-neutral betrieben werden kann.

Pilotprojekt in der Region Bern
Erste Risikokalkulationen, die im Zusammenhang mit dem Projekt durchgeführt wurden, zeigen auf, dass das Baurisiko, das der Staat übernimmt, relativ klein ist. So ist denn auch das Interesse von staatlicher Seite erheblich. Sowohl die Kantone Bern und Zürich wie auch die Städte Bern und Luzern beteiligen sich an den Projektkosten. Im Juli 2021 wurde ein Vorprojekt abgeschlossen und ein entsprechender Schlussbericht publiziert.

Nun gilt es in weiteren Schritten die Details zu klären. Dazu werden zusammen mit der Hochschule Luzern drei weiterführende Projekte in Angriff genommen. Unter dem Patronat der Stadt Bern soll mit interessierten Hauseigentümer*innen das Konzept exemplarisch durchgespielt werden, wobei die Risikoabsicherung nicht durch die Stadt übernommen wird, sondern durch den Ökofonds. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern wird parallel dazu abgeklärt, welche Möglichkeiten bestehen, um solche Risikoabsicherungen in kantonalen Gesetzen zu verankern. Weitere wichtige Untersuchungen folgen im Rahmen des InnoSuisse Forschungsprojektes «RENOWAVE». Dabei soll unter anderem die Marktakzeptanz untersucht und ein Risikomodell erstellt werden. Berücksichtigt werden sollen nicht nur die klassischen Ausfallrisiken sondern auch systemische Risiken wie zum Beispiel ein starker Anstieg der Inflation.

 

Mehr Informationen zum Modernisierungsfonds stehen in der Form einer Kurzversion, eines Konzeptpapiers und einer Kurzpräsentation zur Verfügung.

 

Lesen Sie dazu auch den Artikel im Tages-Anzeiger:
Zum Artikel «Hilfe für Hausbesitzer – Bern testet neues Modell für Energiewende»

Ein Beitrag aus dem Jahresbericht
Zum Jahresbericht 2021

Lidl Schweiz tritt swisscleantech bei

Der Schweizer Wirtschaftsverband swisscleantech zählt über 500 Mitglieder aus allen Branchen. Neu dazu kommt per sofort der Detailhändler Lidl Schweiz. Der schweizweit aktive Wirtschaftsverband setzt sich für eine klimataugliche Wirtschaft ein – mit dem Ziel, dass die Schweiz bis spätestens 2050 CO2-neutral wird.

Fokus Nachhaltigkeit
Für Detailhändler Lidl Schweiz ist der Klimaschutz schon seit Jahren ein Fokusthema. Dabei konnten bereits bedeutende Meilensteine erreicht werden: Als erster Grossdetailhändler der Schweiz kompensiert Lidl Schweiz seinen gesamten betrieblichen CO2-Fussabdruck und ist damit schon seit 2014 betrieblich CO2-neutral. Zudem konnte der Lebensmittelhändler seine relativen betrieblichen CO2-Emissionen zwischen 2013 und 2019 mehr als halbieren.

Lidl Schweiz verfolgt zudem das Ziel, bis 2030 alle seine Filialen fossilfrei zu beliefern. Heute werden bereits über 50 Prozent der Transportkilometer ohne Diesel und mit alternativen Antriebstechnologien zurückgelegt. Das Neumitglied hat seit Jahren die Rahmenbedingungen für eine fossilfreie Logistik vorangetrieben, und swisscleantech hat Lidl Schweiz auf einem Teil dieser politischen Roadmap bereits begleitet. Dieses gemeinsame Engagement wird nun mit der Partnerschaft bestärkt und auf weitere Themenfelder ausgeweitet. 

Mit einer durchschnittlichen jährlichen Reduktion der Treibhausgasmissionen um 18.2 Prozent erzielte der Detailhändler zudem den 9. Platz im Ranking «Die klimabewussten Unternehmen der Schweiz 2021» von Bilanz, Le Temps und dem Statistikinstitut Statista.

Lidl Schweiz setzt Tag für Tag alles daran, nachhaltiges Einkaufen für alle und jedes Portemonnaie möglich zu machen. Ein Anspruch, für den die Geschäftsleitung auch persönlich einsteht: Mit dem Beitritt zur von swisscleantech initiierten Bewegung CEO4Climate betont Torsten Friedrich, CEO von Lidl Schweiz, auch sein persönliches Engagement für eine wirksame Klimapolitik für die Schweizer Wirtschaft und freut sich über den Beitritt in den Wirtschaftsverband:

Wir sind überzeugt, dass die Wirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens leisten muss und kann. Damit wir unsere Kundinnen und Kunden mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen beliefern können, sind wir auf verlässliche und für den Klimaschutz förderliche Rahmenbedingungen angewiesen. Es freut mich daher besonders, dass wir swisscleantech beitreten und dadurch unser Engagement in diesem Bereich künftig noch verstärken können.

Torsten Friedrich
CEO Lidl Schweiz

 

Fabian Etter, Co-Präsident von swisscleantech ergänzt:

Der Detailhandel spielt eine zentrale Rolle zur Erreichung der Klimaziele. Es freut uns deshalb sehr, dass wir mit Lidl Schweiz ein Unternehmen zu unseren Mitgliedern zählen dürfen, welches die Klimaschutzaktivitäten des Detailhandels als Vorreiter prägt.

Fabian Etter
Co-Präsident swisscleantech

Über Lidl Schweiz

Qualität, Frische und Swissness zeichnen das ausgewählte Sortiment von Lidl Schweiz aus. Effizienz prägt die Welt von Lidl. Dies garantiert das beste Preis‐Leistungs-Verhältnis und schafft die Basis für gelebte Nachhaltigkeit, die allen etwas bringt.

Lidl Schweiz betreibt zwei Warenverteilzentren, das eine in Weinfelden (TG), das andere in Sévaz (FR). Diese bedienen die 160 Filialen in der ganzen Schweiz, weitere Filialen werden in den nächsten Jahren eröffnet. Das Unternehmen beschäftigt über 4’500 Mitarbeitende.

www.corporate.lidl.ch.

Über swisscleantech

swisscleantech vereint klimabewusste Unternehmen. Gemeinsam bewegen wir Politik und Gesellschaft für eine CO2-neutrale Schweiz. Wir sind Themenführer in Energie- und Klimapolitik und zeigen Lösungen für eine klimataugliche Wirtschaft auf. Der Verband zählt über 500 Mitglieder aus allen Branchen, darunter über 50 Verbände. Zusammen mit den angeschlossenen Verbänden vertritt swisscleantech über 24‘000 Schweizer Unternehmen und rund 400‘000 Mitarbeitende von direkten Mitgliedern.

Für Rückfragen
Medienstelle
Dunantstrasse 15
8570 Weinfelden
media@lidl.ch
Für Rückfragen

Christian Zeyer
Geschäftsführer
swisscleantech
christian.zeyer@swisscleantech.ch

 
 

Bundesrat will Bewilligungsverfahren beschleunigen – 3:1 für die Winterstromversorgung

Der Bundesrat kommt damit dem grossen Wunsch der Energieerzeuger*innen entgegen, das Bewilligungsverfahren zu straffen. So soll verhindert werden, dass sich Bewilligungsverfahren zum Teil über Jahrzehnte hinziehen – eines der aktuell grössten Hindernisse beim Ausbau grosser Energieerzeugungsanlagen.

Gleichzeitig will der Bundesrat auch die Bewilligungspflicht für Solaranlagen an Fassaden vereinfachen. Damit schiesst der Bundesrat gleich drei Tore für eine verlässliche Winterstromversorgung: Sowohl Wasserkraft und Windenergie wie auch Solaranlagen an Fassaden können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Winterstromversorgung auf eine stabile Basis zu stellen.

Auch wenn die Entscheide in Zukunft schneller fallen werden – damit ist es noch nicht getan: Die erbitterten Diskussionen über Güterabwägungen werden damit nicht entschieden. Hier ist in Zukunft mehr Dialog zwischen Energieproduzent*innen und Zivilgesellschaft angebracht und notwendig. Wenn Extrempositionen in den Hintergrund gerückt werden, zeichnen sich zahlreiche gemeinsame Interessen ab, mehrheitsfähige Lösungen werden möglich. Ein konstruktiver Kompromiss könnte beispielsweise in der Güterabwägung zwischen Winterstromproduktion und der Biodiversität oder des Landschaftsschutzes liegen.

Einigen wir uns beispielsweise darauf, dass die Winterstromversorgung die grösste Herausforderung der Energiewende ist – während im Sommer wohl Strom im Überschuss zur Verfügung stehen wird – und gestehen ein, dass ein ungebremster Klimawandel die Landschaft drastischer verändern wird als Energieerzeugungsanlagen, könnte das die Tür für einen Kompromiss öffnen.

So könnte im Sommer die Restwassermenge erhöht werden, um die Biodiversität der Flusssysteme zu fördern – während im Gegenzug anderswo Kompromisse zu Ungunsten von Biodiversität und Landschaftsschutz eingegangen würden. Ähnliche Überlegungen bieten sich auch bei der Windenergie an. Gefordert ist in jedem Fall ein verstärkter Dialog.

Zur Medienmitteilung des Bundesrats

 

Passend zum Thema:
Acht Massnahmen für eine zukunftssichere Schweizer Stromversorgung

Mantelerlass: Die Beurteilung von swisscleantech

Viele wichtige Detailfragen in der Gesetzgebung stellen sich der Energiewende nach wie vor in den Weg. Beispielsweise werden systemdienstliche, dezentrale Batteriespeichersysteme nach wie vor durch Gebühren benachteiligt – dies, obwohl sich immer deutlicher zeigt: Batterien werden in Zukunft eine wichtige Rolle darin spielen, den Solarstrom vom Tag in die Nacht zu verschieben und schnelle Last- und Produktionsspitzen abzudämpfen.

Auch bei der Vergütung von Solarstrom aus privaten Kleinanlagen ist ein Systemwechsel notwendig, da die Entschädigung über die lokalen Stromversorger*innen zu einem schweizweiten Wildwuchs führt. Gleichzeitig könnte die Stärkung des Leistungsprinzips bei den Netzgebühren die Rentabilität dieser Anlagen torpedieren. Hier gilt es genau hinzuschauen.

swisscleantech setzt aber auch neue Akzente: Bei der Förderung von Wasserkraftanlagen bringen wir das erste Mal unseren neu entwickelten Auktionsmechanismus für Winterstrom ins Gespräch.  

swisscleantech-Stellungnahme zum Mantelerlass (PDF)

11-Punkte-Programm zur Photovoltaik: Gut gezielt und nicht ganz im Schwarzen

swisscleantech unterstützt es, die Ziele für erneuerbare Energien zu erhöhen, schlägt jedoch vor, anstelle des separaten Ziels für Photovoltaik ein Ziel für die Winterstromversorgung festzulegen. Ausserdem empfiehlt der Wirtschaftsverband, das Ziel zum Ausbau der Photovoltaik mit neuen Ideen zur Finanzierung der Gebäudemodernisierungen zu verbinden. So entsteht die Möglichkeit, die dringend notwendige Optimierung und Modernisierung des Schweizer Gebäudeparks mit dem Ausbau der Photovoltaik zu kombinieren und damit gleichzeitig auch die Winterstromversorgung zu adressieren.

Eine ganzheitlichen Photovoltaikstrategie muss zum Ziel haben, möglichst schnell eine grosse Anzahl von Dächern möglichst vollflächig mit Photovoltaikanlagen zu versehen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass diese Anlagen auf Dächern montiert werden, welche über eine ausreichende Dämmung verfügen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass längerfristig Angebot und Nachfrage auseinanderklaffen: Im Winter wird viel Energie wegen schlechter Dämmung verbraucht, während im Sommer sehr viel Energie mit Photovoltaik produziert wird. Die Forderung muss daher lauten: Vollflächige Photovoltaikanlagen auf gut gedämmten Dächern fördern.

Eine Ausbaustrategie muss deshalb die Hauseigentümer*innen dabei unterstützen, integrierte Projekte zu realisieren, welche beides zum Ziel haben: Photovoltaik und Dämmung. Geschickt austariert ergibt sich daraus noch ein volkswirtschaftlicher Nebengewinn: Unter neu gedämmten und gedeckten Dächern kann zusätzlicher, dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden. Auf dem Weg zu der Umsetzung einer solchen 1-Million-Dächer-Strategie sind viele der geforderten Aspekte im 11-Punkte-Papier wichtige Voraussetzungen. Lokale Energiegemeinschaften helfen, den Strom dezentral zu nutzen und damit das Übertragungsnetz zu entlasten. Und einheitliche Einspeisetarife unterstützen die Hauseigentümer*innen bei ihrer Kalkulation und sorgen dafür, dass der Zubau schweizweit vergleichbar stattfindet. Dass die Bewilligungspraxis einfacher werden sollte, versteht sich von selber – es ist erstaunlich, dass diese Forderung auch nach Jahren immer noch notwendig ist.

Eine Verpflichtung zum Bau von Solaranlagen muss jedoch mit Augenmass betrachtet werden. Wir stimmen mit Swissolar dahingehend überein, dass die aktuell verfügten kantonalen Forderungen nicht ausreichen werden, um den Zubau schnell genug voranzutreiben. Eine solare Zubaupflicht mit genügender Schärfe würde jedoch den demokratischen Prozessen nicht standhalten. Viel zielführender ist es, eine zurückhaltende Zubaupflicht um finanzielle und planerische Rahmenbedingungen zu ergänzen. So gelingt es, Hauseigentümer*innen für vollflächige Photovoltaikanlagen zu gewinnen und der Energiewende weiter Schub zu geben.

 

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